Thüringer Landesamt für Statistik - Pressemitteilung


Erfurt, 31. August 2005 - Nr. 278

Anstieg der Unternehmensinsolvenzen im 1. Halbjahr 2005

Von den Thüringer Amtsgerichten wurden im 1. Halbjahr 2005 insgesamt 1 985 Insolvenzen gemeldet. Das waren nach Mitteilung des Thüringer Landesamtes für Statistik 443 Anträge bzw. 28,7 Prozent mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.
Die Zahl der Insolvenzanträge der übrigen Schuldner (Privatverbraucher, ehemals selbständig Tätige, Natürliche Personen als Gesellschafter u.ä., Nachlässe) erhöhte sich von 1 047 auf 1 434 (387 bzw. + 37 Prozent).

Von den gemeldeten Insolvenzverfahren wurden 1 648 Verfahren eröffnet (83 Prozent) und 329 (16,6 Prozent) wegen mangels Masse abgewiesen. 8 Verfahren endeten mit der Annahme eines Schuldenbereinigungsplanes.
Die voraussichtlichen Gläubigerforderungen beliefen sich für alle Verfahren auf über 512 Millionen Euro. Pro Verfahren standen durchschnittlich 258 Tausend Euro aus.

551 Insolvenzen betrafen Thüringer Unternehmen mit zum Zeitpunkt des Antrags 2 074 Beschäftigten. Das waren 56 Verfahren bzw. 11,3 Prozent mehr als im 1. Halbjahr 2004.
Der wirtschaftliche Schwerpunkt des Insolvenzgeschehens lag mit 175 gemeldeten Verfahren (+ 9,4 Prozent) auch im 1. Halbjahr 2005 im Baugewerbe. Auch das Grundstücks- und Wohnungswesen und der Bereich Handel/Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen und Gebrauchsgüter hatten mit 100 bzw. 91 Insolvenzverfahren und einem Anstieg um 20,5 bzw. 16,7 Prozent gegenüber den ersten sechs Monaten 2004 einen erheblichen Anteil an den Unternehmensinsolvenzen in Thüringen.
Das Verarbeitende Gewerbe kann - im Gegensatz zu allen anderen Wirtschaftsbereichen in Thüringen (außer Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen) - mit 62 Insolvenzen auf einen Rückgang der Zahl der Unternehmensinsolvenzen gegenüber dem 1. Halbjahr 2004 verweisen (- 33,3 Prozent).

Von den 551 Unternehmen, die im 1. Halbjahr 2005 Insolvenz anmelden mussten, besaßen 244 (44,3 Prozent) die Rechtsform einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH). 229 Insolvenzen (41,6 Prozent) betrafen Einzelunternehmen, Freie Berufe und das Kleingewerbe.

Die Zahl der insolventen GmbH fiel mit 19,5 Prozent um 59 niedriger aus als im Vergleichszeitraum des Jahres 2004, währenddessen im Bereich der Einzelunternehmen, Freien Berufe und im Kleingewerbe ein Anstieg der Zahl der Insolvenzen um 84 (57,9 Prozent) eingetreten ist. Auch die Aktiengesellschaften waren mit 16 Verfahren stärker als im entsprechenden Vorjahreszeitraum (5 Verfahren) von Insolvenz betroffen. Dies trifft auch auf die Personengesellschaften (OHG, KG und GbR) zu. Hier waren im 1. Halbjahr 47 Unternehmen betroffen, im Vergleichzeitraum 2004 waren es 34 (+ 38,2 Prozent).


Die Zahl der Insolvenzen der übrigen Schuldner erhöhte sich im Vergleich des ersten Halbjahres 2004 und 2005 um 387 auf 1 434 Insolvenzverfahren.
Besonders deutlich fiel die Zunahme der Insolvenzanträge privater Verbraucher aus. Sie stieg von 442 auf 827 (+ 87,1 Prozent). Von den Möglichkeiten mit Hilfe des neuen Insolvenzrechts aus dem Jahr 2001 von den Schulden „herunter zu kommen“, wird immer stärker Gebrauch gemacht (u.a. ist die Stundung der Verfahrenskosten für diejenigen Schuldner möglich, die nicht in der Lage sind, diese aufzubringen).

Regional betrachtet wurden im 1. Halbjahr 2005 die meisten Insolvenzfälle je 100 000 Einwohner in den kreisfreien Städten Eisenach (152) und Erfurt (112) registriert.
Die wenigsten Insolvenzfälle je 100 000 Einwohner gab es im Saale-Orla-Kreis (52), im Saale-Holzland-Kreis (58) sowie in der kreisfreien Stadt Suhl (59).

Zum Insolvenzgeschehen in Thüringen im 1. Halbjahr 2005
Kategorie 1. Halbjahr
2005
1. Halbjahr
2004
Zu- bzw.
Abnahme
Anzahl %
Insolvenzen insgesamt 1 985 1 542 28,7
  Unternehmensinsolvenzen insgesamt 551 495 11,3
  Land- und Forstwirtschaft 8 5 60,0
Verarbeitendes Gewerbe 62 93 - 33,3
Baugewerbe 175 160 9,4
Handel 91 78 16,7
Gastgewerbe 34 25 36,0
Verkehr und Nachrichtenübermittlung 38 25 52,0
Grundstückswesen, Vermietung, Unternehmensdienstleistungen 100 83 20,5
Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen 2 6 - 66,7
Erbringung sonst. öffentlicher und persönlicher Dienstleistungen 25 15 66,7
Sonstige 16 5 220,0
Übrige Schuldner insgesamt 1 434 1 047 37,0
  Natürliche Personen 131 130 0,8
Ehemals selbständig Tätige 446 455 - 2,0
Verbraucher 827 442 87,1
Nachlässe 30 20 50,0


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Weitere Auskünfte erteilt:
Klaus- Rüdiger Niemuth
Telefon: 0361 37-84530