Thüringer Landesamt für Statistik - Pressemitteilung


Erfurt, 16. Juni 2008 - Nr. 160

In 234 Fällen vollständiger oder teilweiser Entzug des Sorgerechts durch Thüringer Gerichte im Jahr 2007

„Wird das körperliche, geistige oder seelische Wohl des Kindes oder sein Vermögen durch missbräuchliche Ausübung der elterlichen Sorge, durch Vernachlässigung des Kindes, durch unverschuldetes Versagen der Eltern oder durch das Verhalten eines Dritten gefährdet, so hat das Familiengericht, wenn die Eltern nicht gewillt oder in der Lage sind, die Gefahr abzuwenden, die zur Abwendung der Gefahr erforderlichen Maßnahmen zu treffen“. § 1666 (1) BGB


Im Jahr 2007 wurden von den Jugendämtern 252 Anzeigen zum vollständigen oder teilweisen Entzug der elterlichen Sorge an die Gerichte gestellt. Das war laut Mitteilung des Thüringer Landesamtes für Statistik der zweithöchste Stand in den letzten 10 Jahren. Im Jahr 2004 wurden 300 Anzeigen gemeldet.

Jungen und Mädchen waren fast gleichmäßig betroffen. Die Jungen hatten im Jahr 2007 mit 129 einen Anteil von 51,2 Prozent.

Die Gerichte in Thüringen ordneten im Jahr 2007 in 234 Fällen den vollständigen oder teilweisen Entzug der elterlichen Sorge an. Das war der höchste Stand seit 1998 (siehe Tabelle).
In 122 Fällen (52,1 Prozent) waren Jungen betroffen.

In 199 Fällen wurde das Personensorgerecht im Jahr 2007 ganz oder teilweise auf das Jugendamt übertragen, darunter in 25 Fällen nur das Aufenthaltsbestimmungsrecht. Das war im untersuchten Zeitraum von 1998 bis 2007 ebenfalls der höchste Wert.
Hier waren mehr Mädchen betroffen (105 bzw. 52,8 Prozent).



Vollständiger oder teilweiser Entzug des Sorgerechts in Thüringen
Jahr Geschlecht Anzeigen zum
vollständigen
oder teilweisen
Entzug der
elterlichen Sorge
Gerichtliche
Maßnahmen
zum
vollständigen
oder teilweisen
Entzug der
elterllichen Sorge
Übertragung des
Personensorge-
rechts ganz
oder teilweise
auf das
Jugendamt
1998 Insgesamt 173 143 122
männlich 74 65 55
weiblich 99 78 67
1999 Insgesamt 205 199 166
männlich 95 92 76
weiblich 110 107 90
2000 Insgesamt 192 158 130
männlich 106 84 72
weiblich 86 74 58
2001 Insgesamt 204 183 143
männlich 101 86 69
weiblich 103 97 74
2002 Insgesamt 200 176 129
männlich 92 81 60
weiblich 108 95 69
2003 Insgesamt 198 173 145
männlich 92 77 60
weiblich 106 96 85
2004 Insgesamt 300 212 155
männlich 149 102 70
weiblich 151 110 85
2005 Insgesamt 199 225 174
männlich 92 103 82
weiblich 107 122 92
2006 Insgesamt 167 180 160
männlich 85 96 82
weiblich 82 84 78
2007 Insgesamt 252 234 199
männlich 129 122 94
weiblich 123 112 105
Kinder und Jugendliche können u.U. bei den vorgegebenen Antwortkategorien mehrmals
gezählt werden. Unabhängig vom Verwaltungsverfahren sind jeweils alle im Berichtsjahr
erfolgte Anzeigen, gerichtliche Maßnahmen und Übertragungen des Sorgerechts
gemäß § 1666 BGB enthalten.



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Weitere Auskünfte erteilt:
Sigrid Langhammer
Telefon: 0361 37-734 517
E-Mail: sigrid.langhammer@statistik.thueringen.de