Das Thüringer Landesamt für Statistik hat jetzt die Thüringer Energiebilanz für das Jahr 1999 veröffentlicht, die wie in den Vorjahren von den Statistikern in enger Zusammenarbeit mit Verbänden der deutschen Energiewirtschaft und wissenschaftlichen Forschungsinstituten erarbeitet wurde. Das vorliegende umfangreiche Zahlenmaterial veranschaulicht deutlich die aktuellen Strukturen und Trends in der Energiewirtschaft Thüringens.
Der Primärenergieverbrauch, der die für die Umwandlung und den Endverbrauch im Land benötigte Energie umfasst, blieb 1999 gegenüber den beiden vorherigen Jahren nach Mitteilung des Thüringer Landesamtes für Statistik nahezu unverändert. Dabei wurde erneut der seit Mitte der neunziger Jahre zu beobachtende Strukturwandel zugunsten von Öl und Gas deutlich. Diese beiden Energieträger hatten einen Anteil von zusammen 81,8 Prozent am gesamten Primärenergieverbrauch. Dagegen sank der Kohleeinsatz gegenüber 1998 um weitere 8,3 Prozent und macht damit nur noch 2,9 Prozent des Niveaus von 1989 aus.
Bei der Nutzung erneuerbarer Energieträger war 1999 im Vergleich zu den Vorjahren ebenfalls ein Anstieg zu verzeichnen, insbesondere durch die verstärkte Anwendung nachwachsender Rohstoffe und der Windkraft. Allerdings wird die erreichte Bedeutung dieser Energieträger relativiert, wenn man bedenkt, dass ihr Anteil am Primärenergieverbrauch rund 2 Prozent beträgt.
Auch der Endenergieverbrauch, der die Verwendung derjenigen Primär – und Sekundärenergieträger widerspiegelt, die unmittelbar der Erzeugung von Nutzenergie dienen, stieg 1999 gegenüber dem Vorjahr um 0,7 Prozent. Auch hier festigte sich der Trend in Richtung der flüssigen und gasförmigen Energieträger, die im Bilanzjahr zusammen über 70 Prozent des gesamten Endenergieverbrauchs abdeckten. Trotz des bereits erreichten hohen Ausgangsniveaus wurde 1999 beim Erdgasverbrauch ein weiterer deutlicher Anstieg um 4,2 Prozent erreicht. Das unterstreicht einerseits die erreichte Leistungsfähigkeit der Erdgasversorgung im Land und andererseits die damit verbundene Abhängigkeit. Immerhin hielt Erdgas im Jahre 1999 einen Anteil von über 26 Prozent am gesamten Endenergieverbrauch.
Bemerkenswertes offenbart die Energiebilanz 1999 auch im Hinblick auf die verschieden Verbrauchergruppen. So wird beispielsweise deutlich, dass gegenwärtig nur noch ca. 18 Prozent des Endenergieverbrauchs auf die Industrie entfallen, 30 Prozent jedoch auf den Bereich Verkehr.
Mehr als die Hälfte des Endenergieverbrauchs geht auf das Konto der privaten Haushalte und Kleinverbraucher (Gewerbe, Handel, Dienstleistungen und Übrige). Bei dieser Gruppe, deren Verbrauchsverhalten besonders klimaabhängig ist, machte sich die von Erdgas und Öl dominierte Verbrauchsstruktur ebenfalls besonders deutlich. Diese beiden Energieträger waren zu fast zwei Dritteln am Endenergieverbrauch dieses Bereichs beteiligt, gefolgt von Strom mit einem Anteil von 21,1 Prozent. Die festen Brennstoffe, die 1989 noch einen Endverbrauchsanteil von über 60 Prozent zu verzeichnen hatten, sind nur noch zu knapp 2 Prozent vertreten.
Im Verkehrssektor erhöhte sich der Verbrauch an Ottokraftstoffen und Dieselkraftstoffen um 3,1 Prozent, während der Einsatz von Flugtreibstoff in Thüringen um 28,6 Prozent stieg. Das widerspiegelt insbesondere die gestiegene Bedeutung des Erfurter Flughafens für den Reiseverkehr.
Neben der Darlegung der energiewirtschaftlichen Verflechtungen in Thüringen erfolgt im Thüringer Landesamt für Statistik - basierend auf der Energiebilanz – die Berechnung der energiebedingten Kohlendioxid-(CO2-)Emissionen. Hierfür wird der Verbrauch von fossilen kohlenstoffhaltigen Energieträgern mit brennstoffspezifischen Emissionsfaktoren belastet.
Für die territoriale Betrachtung ist die endverbrauchsbezogene CO2-Bilanz von entscheidender Bedeutung. In dieser Bilanz wird die in Thüringen verbrauchte Energie den jeweiligen Verbrauchergruppen zugeordnet, wobei die im Umwandlungsbereich entstandenen CO2-Mengen auf die Endverbraucher umgelegt werden.
In Thüringen verringerten sich im Jahr 1999 die endverbrauchsbezogenen CO2-Emissionen um 256 Tausend Tonnen trotz eines leichten Anstiegs des Endenergieverbrauchs. Zurückzuführen ist die Senkung der Emissionen auf die Verschiebung der Energieträgerstruktur zugunsten des emissionsärmeren Erdgas und emissionsfreier (erneuerbarer) Energieträger wie Wasser- und Windkraft.
Erfurt, den 2. November 2001