Erfurt, 14. Juli 2005 - Nr. 213
Nach ersten Ergebnissen der Strafverfolgungsstatistik 2004 wurden an den Gerichten des Freistaates 35 067 Personen abgeurteilt, darunter 26 794 rechtskräftig verurteilt.
In weiteren 1 107 Fällen entschieden die Gerichte auf Freispruch, in 7 151 Fällen wurde das Verfahren eingestellt und von einer Strafe abgesehen und in 15 Fällen wurde eine Maßregel ausgesprochen.
Nach Mitteilung des Thüringer Landesamtes für Statistik erhöhte sich innerhalb eines Jahres die Zahl der Abgeurteilten um 795 Personen, wobei die Zahl der Verurteilten um 1 297 Personen und die der Personen, gegen die eine Maßregel ausgesprochen wurde, um 8 stieg.
Demgegenüber sank die Zahl der Personen, gegen die das Verfahren eingestellt wurde, um 460 und die freigesprochen wurden um 50 Personen.
Der Anteil der Verurteilten an den Abgeurteilten (Verurteilungsquote) erhöhte sich von 74,2 Prozent im Jahr 2003 auf 76,4 Prozent im vergangenen Jahr.
Obwohl die Zahl der zuvor bereits zumindest einmal Verurteilten um 285 auf 11 817 Vorbestrafte angestiegen ist, ist ihr Anteil der Vorbestraften an den Verurteilten auf 44 Prozent gesunken (2003: 45 Prozent). Insbesondere ist ein Anstieg der Zahl der bereits 5- und mehr Mal Vorbestraften festzustellen.
Die meisten Verurteilten (22 262 Personen) hatten gegen das Strafgesetzbuch und 4 532 Personen gegen andere Gesetze verstoßen.
An der Spitze der Verurteilten standen - mit einem jedoch von 25,2 Prozent auf 24,3 Prozent weiter gesunkenem Anteil - die 6 504 wegen Straftaten im Straßenverkehr verurteilten Personen. Unter ihnen waren 3 758 Personen (58 Prozent), die unter Einfluss von Alkohol oder einem anderen berauschenden Mittel standen.
Bei den übrigen Straftaten dominierten die Eigentumsdelikte.
Während die Zahl der Verurteilten wegen Diebstahl und Unterschlagungen um 150 auf 5 229 Personen sank, stieg die Zahl der wegen anderer Vermögens- und Eigentumsdelikte (vor allem wegen Betrug und Erschleichen von Leistungen) Verurteilten innerhalb eines Jahres um 862 auf 6 321 Personen.
Weitere deutliche Anstiege bei der Zahl der Verurteilten waren im vergangenen Jahr vor allem bei den Betäubungsmitteldelikten um 318 auf 1 521 Verurteilte, Körperverletzungen um 158 auf 1 428 Verurteilte, Verstößen gegen das Waffengesetz um 106 auf 197 Verurteilte und der Verletzung der Unterhaltspflicht um 60 auf 246 Verurteilte zu verzeichnen.
Die Zahl der jungen Verurteilten ist weiter gesunken. Unter den Verurteilten waren im vergangenen Jahr 1 567 Jugendliche im Alter von 14 bis unter 18 Jahren (189 weniger als im Jahr 2003) und 3 623 Heranwachsende im Alter von 18 bis unter 21 Jahren (145 mehr als im Jahr 2003). Jeder fünfte Verurteilte war im Jahr 2004 noch keine 21 Jahre alt.
Unter den Verurteilten überwogen auch im Jahr 2004 die Männer und männlichen Jugendlichen, wobei deren Zahl gegenüber 2003 um 1 007 auf 22 498 Personen und die Zahl der weiblichen Verurteilten um 290 auf 4 296 Personen gestiegen ist.
Der Anteil der weiblichen Verurteilten erhöhte sich um 0,3 Prozentpunkte auf 16 Prozent. Er ist beim „Anordnen oder Zulassen des Führens eines Kraftfahrzeuges ohne Fahrerlaubnis oder trotz Fahrverbot“ (45 Prozent), Untreue und dem Erschleichen von Leistungen (jeweils 30 Prozent), falscher uneidlicher Aussage und Meineid (26 Prozent) sowie Diebstahl (25 Prozent) am höchsten.
Unter den Verurteilten waren im vergangenen Jahr 1 992 Ausländer und Staatenlose, womit ihr Anteil auf 7,4 Prozent sank (2003: 7,6 Prozent). Ein Vergleich mit dem Ausländeranteil an der Wohnbevölkerung wäre irreführend, da auch straffällig gewordene ausländische Touristen und illegal in Deutschland lebende Personen bei einer Verurteilung in der Statistik enthalten sind.
Die verurteilten Ausländer standen vor allem wegen Diebstahlsdelikten (32 Prozent der verurteilten Ausländer), wegen Verstößen gegen das Asylverfahrensgesetz bzw. das Ausländergesetz (21 Prozent) und wegen anderer Vermögens- und Eigentumsdelikte (13 Prozent) vor Gericht.
Abgeurteilte: Erfasst werden Angeklagte, gegen die Strafbefehle erlassen wurden oder bei denen das Strafverfahren nach Eröffnung der Hauptverhandlung durch Urteil oder Einstellungsbeschluss rechtskräftig abgeschlossen worden ist. Ihre Zahl setzt sich zusammen aus den Verurteilten und aus Personen, bei denen andere Entscheidungen (u.a. Freispruch) getroffen wurden.
Verurteilte: Erfasst werden Straffällige, gegen die ein rechtskräftiges Urteil nach allgemeinem Strafrecht (Freiheitsstrafe, Strafarrest oder Geldstrafe (auch durch einen rechtskräftigen Strafbefehl) oder Jugendstrafrecht (Jugendstrafe, Zuchtmittel oder Erziehungsmaßregeln) ergangen ist. Verurteilt werden kann nur eine Person, die zum Zeitpunkt der Tat strafmündig, d.h. 14 Jahre oder älter, war.
Abgeurteilte und Verurteilte in Thüringen | ||||||||
Merkmal | Einheit | 2000 | 2001 | 2002 | 2003 | 2004 | ||
Abgeurteilte | Anzahl | 33 307 | 33 157 | 33 357 | 34 372 | 35 067 | ||
Verurteilte | Anzahl | 25 697 | 24 933 | 25 241 | 25 497 | 26 794 | ||
davon | ||||||||
nach allgemeinem Strafrecht | Anzahl | 21 593 | 20 791 | 21 112 | 21 641 | 23 212 | ||
Heranwachsende | Anzahl | 1 527 | 1 668 | 1 559 | 1 378 | 1 608 | ||
Erwachsene | Anzahl | 20 066 | 19 123 | 19 553 | 20 263 | 21 604 | ||
nach Jugendstrafrecht | Anzahl | 4 104 | 4 142 | 4 129 | 3 856 | 3 582 | ||
Jugendliche | Anzahl | 1 892 | 1 952 | 1 878 | 1 756 | 1 567 | ||
Heranwachsende | Anzahl | 2 212 | 2 190 | 2 251 | 2 100 | 2 015 | ||
nach Geschlecht | ||||||||
männlich | Anzahl | 22 291 | 21 473 | 21 528 | 21 491 | 22 498 | ||
Anteil | Prozent | 86,7 | 86,1 | 85,3 | 84,3 | 84,0 | ||
weiblich | Anzahl | 3 406 | 3 460 | 3 713 | 4 006 | 4 296 | ||
Anteil | Prozent | 13,3 | 13,9 | 14,7 | 15,7 | 16,0 | ||
und zwar | ||||||||
Vorbestrafte | Anzahl | 11 852 | 11 761 | 11 379 | 11 532 | 11 817 | ||
Anteil | Prozent | 46,1 | 47,2 | 45,1 | 45,2 | 44,1 | ||
Ausländer | Anzahl | 2 106 | 1 921 | 2 089 | 1 938 | 1 992 | ||
Anteil | Prozent | 8,2 | 7,7 | 8,3 | 7,6 | 7,4 | ||
nach Hauptdeliktgruppen | ||||||||
Straftaten gegen den Staat, die öffentliche Ordnung und im Amte | Anzahl | 828 | 924 | 799 | 837 | 821 | ||
Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung | Anzahl | 201 | 240 | 208 | 221 | 223 | ||
andere Straftaten gegen die Person (außer im Straßenverkehr) | Anzahl | 3 416 | 3 627 | 3 593 | 3 481 | 3 696 | ||
Diebstahl und Unterschlagung | Anzahl | 5 224 | 5 217 | 5 688 | 5 449 | 5 299 | ||
Raub und Erpressung, räuberischer Angriff auf Kraftfahrer | Anzahl | 401 | 317 | 352 | 400 | 362 | ||
andere Vermögens- und Eigentumsdelikte; Urkundendelikte | Anzahl | 4 583 | 4 329 | 4 659 | 5 459 | 6 321 | ||
gemeingefährliche Straftaten einschließlich Umweltstraftaten | Anzahl | 352 | 338 | 315 | 271 | 246 | ||
Straftaten im Straßenverkehr | Anzahl | 7 954 | 7 203 | 6 903 | 6 432 | 6 504 | ||
Straftaten nach anderen Bundes- und Landesgesetzen | Anzahl | 2 738 | 2 738 | 2 724 | 2 947 | 3 322 |
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Weitere Auskünfte erteilt:
Dr. Martin Kleinsteuber
Telefon: 0361 37-84240