Erfurt, 28. Februar 2006 - Nr. 080
Im Jahr 2005 wurden von den Thüringer Amtsgerichten 3 869 Insolvenzen gemeldet, das waren 689 bzw. 21,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Dieser Anstieg ist vor allem auf die deutliche Zunahme der Zahl der Privatinsolvenzen zurückzuführen, die sich im Jahr 2005 um 708 bzw. 70,9 Prozent auf 1 708 erhöhte.
1 029 Thüringer Unternehmen mussten im Jahr 2005 bei den Amtsgerichten einen Insolvenzantrag stellen. Das waren 40 Insolvenzfälle bzw. 4,0 Prozent mehr als im Jahr 2004. Damit setzte sich in Thüringen der im Vorjahr eingetretene Rückgang der Unternehmensinsolvenzen im Jahr 2005 nicht fort. Zum Zeitpunkt der Antragstellung waren 3 555 beschäftigte Arbeitnehmer in den Unternehmen von Insolvenz betroffen.
Der wirtschaftliche Schwerpunkt des Insolvenzgeschehens lag - trotz einer geringfügigen Abnahme von 3,1 Prozent - auch im Jahr 2005 wieder im Baugewerbe. 285 Insolvenzanträge bzw. 27,7 Prozent aller Unternehmensinsolvenzen in Thüringen betrafen diesen Wirtschaftsbereich.
Auch der Bereich Grundstücks- und Wohnungswesen sowie der Handel (einschließlich Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen und Gebrauchsgütern) hatten mit 214 bzw. 20,8 Prozent und 170 bzw. 16,5 Prozent einen erheblichen Anteil am Insolvenzgeschehen. Die Zahl der Insolvenzen stieg gegenüber dem Jahr 2004 im Grundstücks- und Wohnungswesen um 24,4 Prozent und im Handel/Instandhaltungs- und Reparaturbereich um 3 Prozent.
Einen überdurchschnittlichen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen gab es im Bereich Verkehr und Nachrichtenübermittlung (+ 50 Prozent), im Bereich der sonstigen öffentlichen und persönlichen Dienstleistungen (+ 32,4 Prozent), im Gastgewerbe (+ 30,2 Prozent) sowie in der Land- und Forstwirtschaft (+ 28,6 Prozent).
Besonders auffällig ist - trotz geringer Fallzahl - der gravierende Anstieg der Insolvenzfälle im Kredit- und Versicherungsgewerbe und im Bereich Erziehung und Unterricht (+ 300 bzw. + 200 Prozent).
Anders dagegen das Thüringer Verarbeitende Gewerbe. Dieser Wirtschaftsbereich kann im Berichtszeitraum auf einen deutlichen Rückgang der Insolvenzverfahren von 187 auf 118
3 275 Verfahren bzw. 84,6 Prozent aller Insolvenzanträge in Thüringen wurden eröffnet. Weitere 581 Verfahren (15 Prozent) wurden mangels Masse abgewiesen und 13 endeten mit der Annahme eines Schuldenbereinigungsplanes.
Die voraussichtlichen Gläubigerforderungen beliefen sich für alle Verfahren auf rund 954 Millionen Euro. Pro Verfahren standen durchschnittlich 247 Tausend Euro aus.
Die Zahl der Insolvenzanträge der übrigen Schuldner (Private Verbraucher, Natürliche Personen als Gesellschafter, ehemals selbständig Tätige, Nachlässe) ist auch im Jahr 2005 deutlich um 649 bzw. 29,6 Prozent auf 2 840 angestiegen.
Die Zahl der überschuldeten Privatpersonen (private Verbraucher), die von den neuen Möglichkeiten des Insolvenzrechts Gebrauch machen, ist dabei überdurchschnittlich gewachsen. 1 706 private Verbraucher haben im Jahr 2005 Privatinsolvenz angemeldet, 708 bzw. 70,9 Prozent mehr als im Jahr 2004.
Auch ehemals selbständig Tätige (873) nutzen weiterhin in starkem Maße die Möglichkeit, sich in einem gerichtlichen Verfahren von ihren Schulden zu befreien.
Regional betrachtet wurden in Thüringen die meisten Insolvenzfälle je 100 000 Einwohner in den kreisfreien Städten Eisenach (309) und Erfurt (221) registriert.
Die wenigsten Insolvenzfälle je 100 000 Einwohner wurden im Saale-Holzland-Kreis (113) sowie Saale-Orla-Kreis (118) festgestellt.
Detaillierte Angaben finden Sie im Statistischen Fachbericht „Insolvenzen in Thüringen 2005“ sowie im Internet.
Zum Insolvenzgeschehen in Thüringen im Jahr 2005 | |||||
Kategorie | 2005 | 2004 | Zu- bzw. Abnahme |
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Anzahl | % | ||||
Insolvenzen insgesamt | 3 869 | 3 180 | 21,7 | ||
Unternehmensinsolvenzen insgesamt | 1 029 | 989 | 4,0 | ||
Land- und Forstwirtschaft | 18 | 14 | 28,6 | ||
Verarbeitendes Gewerbe | 118 | 187 | - 36,9 | ||
Baugewerbe | 285 | 294 | - 3,1 | ||
Handel | 170 | 165 | 3,0 | ||
Gastgewerbe | 69 | 53 | 30,2 | ||
Verkehr und Nachrichtenübermittlung | 69 | 46 | 50,0 | ||
Kredit- und Versicherungsgewerbe | 24 | 6 | 300,0 | ||
Grundstückswesen, Vermietung, Unternehmensdienstleistungen | 214 | 172 | 24,4 | ||
Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen | 6 | 12 | - 50,0 | ||
Erziehung und Unterricht | 9 | 3 | 200,0 | ||
Erbringung sonst. öffentlicher und persönlicher Dienstleistungen | 45 | 34 | 32,4 | ||
Sonstige | 2 | 3 | - 33,3 | ||
Übrige Schuldner insgesamt | 2 840 | 2 191 | 29,6 | ||
Natürliche Personen | 200 | 229 | - 12,7 | ||
Ehemals selbständig Tätige | 873 | 924 | - 5,5 | ||
Private Verbraucher | 1 706 | 998 | 70,9 | ||
Nachlässe | 61 | 40 | 52,5 |
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Weitere Auskünfte erteilt:
Klaus-Rüdiger Niemuth
Telefon: 0361 37-84530