Erfurt, 04. September 2006 - Nr. 310
Im 1. Halbjahr 2006 mussten 430 Unternehmen bei den Thüringer Amtsgerichten einen Insolvenzantrag stellen: Das waren nach Mitteilung des Thüringer Landesamtes für Statistik 121 bzw. 22 Prozent weniger als im 1. Halbjahr 2005.
Insgesamt stieg die Anzahl der Insolvenzen in Thüringen im Vergleich zum 1. Halbjahr 2005 um 180 bzw. + 9,1 Prozent auf 2 165, verursacht von einer weiterhin deutlich ansteigenden Anzahl von Privatinsolvenzen. Im 1. Halbjahr 2006 mussten 1 199 private Verbraucher Insolvenz anmelden, das waren 372 bzw. 45 Prozent mehr als in den ersten sechs Monaten 2005.
Von den 430 Unternehmensinsolvenzen waren zum Zeitpunkt der Antragstellung 1 104 Beschäftigte betroffen.
Die voraussichtlichen Gläubigerforderungen beliefen sich dabei auf 121 Millionen Euro bzw. auf durchschnittlich fast 400 Tausend Euro je Verfahren.
Der wirtschaftliche Schwerpunkt des Insolvenzgeschehens lag auch im 1. Halbjahr 2006 mit 116 Verfahren wieder im Baugewerbe, doch ist hier der Rückgang um 59 Verfahren bzw. 33,7 Prozent beträchtlich.
Das Grundstücks- und Wohnungswesen und der Bereich Handel/Reparatur von Kraftfahrzeugen und Gebrauchsgütern hatten mit 84 bzw. 66 Verfahren ebenfalls einen erheblichen Anteil am Insolvenzgeschehen in Thüringen, doch auch hier trat ein Rückgang gegenüber dem 1. Halbjahr des Vorjahres um 16 bzw. 27,5 Prozent ein.
Auch im Verarbeitenden Gewerbe setzte sich mit 55 gegenüber 62 Insolvenzmeldungen die rückläufige Entwicklung fort.
Es gab nur wenige Wirtschaftsbereiche, die - bei geringer Fallzahl - von einem Anstieg der Insolvenzen betroffen waren, wobei im Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen die Zunahme von 2 auf 12 Insolvenzen auffällig ist.
Von den 2 165 insgesamt gemeldeten Insolvenzen wurden 1 916 eröffnet (88,5 Prozent).
243 Verfahren (11,2 Prozent) wurden mangels Masse abgewiesen und 6 Verfahren endeten mit der Annahme eines Schuldenbereinigungsplanes.
Die voraussichtlichen Gläubigerforderungen beliefen sich für alle Verfahren auf rund 376 Millionen Euro. Pro Verfahren standen zum Zeitpunkt der Antragstellung Forderungen von durchschnittlich 174 Tausend Euro aus.
Bei den übrigen Schuldnern (Natürliche Personen als Gesellschafter, ehemals selbständig Tätige, private Verbraucher, Nachlässe) wurden 1 735 Insolvenzanträge registriert, 301 bzw. 21 Prozent mehr als im 1. Halbjahr 2005.
Insbesondere die privaten Verbraucher mussten im 1. Halbjahr mit 1 199 Insolvenzanträgen gegenüber 827 im vergleichbaren Vorjahreszeitraum (+ 45 Prozent) verstärkt das Insolvenzrecht in Anspruch nehmen.
418 Insolvenzanträge betrafen ehemals selbständig Tätige, die für ihre Person von den Entschuldungsmöglichkeiten des neuen Insolvenzrechts Gebrauch machten.
Insolvenzgeschehen in Thüringen im 1. Halbjahr 2006 | |||||
Kategorie | 1. Halbjahr 2006 | 1. Halbjahr 2005 | Zu- bzw. Abnahme |
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Anzahl | % | ||||
Insolvenzen insgesamt | 2 165 | 1 985 | 9,1 | ||
Unternehmensinsolvenzen insgesamt | 430 | 551 | - 22,0 | ||
Land- und Forstwirtschaft | 7 | 8 | - 12,5 | ||
Verarbeitendes Gewerbe | 55 | 62 | - 11,3 | ||
Baugewerbe | 116 | 175 | - 33,7 | ||
Handel | 66 | 91 | - 27,5 | ||
Gastgewerbe | 35 | 34 | 2,9 | ||
Verkehr und Nachrichtenübermittlung | 24 | 38 | - 36,8 | ||
Grundstückswesen, Vermietung, Unternehmensdienstleistungen | 84 | 100 | - 16,0 | ||
Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen | 12 | 2 | 500,0 | ||
Erbringung sonst. öffentlicher und persönlicher Dienstleistungen | 21 | 25 | - 16,0 | ||
Sonstige | 10 | 16 | - 37,5 | ||
Übrige Schuldner insgesamt | 1 735 | 1 434 | 21,0 | ||
Natürliche Personen | 99 | 131 | - 24,4 | ||
Ehemals selbständig Tätige | 418 | 446 | - 6,3 | ||
Verbraucher | 1 199 | 827 | 45,0 | ||
Nachlässe | 19 | 30 | - 36,7 |
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Klaus-Rüdiger Niemuth
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