Thüringer Landesamt für Statistik - Pressemitteilung


Erfurt, 13. Oktober 2006 - Nr. 365

Frage der Woche Nr. 41 – Thüringen nahrhaft

Am 16. Oktober 1945 wurde die Welternährungsorganisation FAO (Food and Agriculture Organization) mit der Aufgabe, die weltweite Ernährung sicherzustellen, als Sonderorganisation der UNO gegründet. Aus Anlass der Gründung wird jährlich seit 1979 der 16. Oktober als Welternährungstag begangen, um daran zu erinnern, dass noch immer eine große Anzahl von Menschen auf der Welt Hunger leiden muss.

Thüringen verfügt über eine leistungsfähige Landwirtschaft und die Ernährungswirtschaft ist einer der umsatzstärksten Industriewirtschaftszweige. Wir haben nachgeschaut, ob in Thüringen mehr gebacken oder geschlachtet wird?

In welchen Branchen der Thüringer Ernährungswirtschaft wird der höchste Umsatz erzielt?

      A.  Herstellung von Backwaren und Dauerbackwaren
      B.  Schlachtereien und Fleischverarbeitung
      C.  Milchverarbeitung

Lösung

 Die richtige Antwort ist B:   Schlachtereien und Fleischverarbeitung  

Der Umsatz des Thüringer Ernährungsgewerbes1) erhöhte sich von 1995 bis 2005 um stattliche 1,3 Milliarden Euro bzw. 76,5 Prozent auf knapp 3 Milliarden Euro. Das war nach Mitteilung des Thüringer Landesamtes für Statistik der höchste Umsatz aller Wirtschaftszweige. Der Umsatzanteil des Ernährungsgewerbes gemessen am Thüringer Industrieumsatz (24,6 Milliarden Euro) macht die Dominanz deutlich. Jeder 8. Euro wurde im Jahr 2005 in diesem Wirtschaftszweig umgesetzt, etwas weniger als im Jahr 1995 (jeder 7. Euro). Das Ernährungsgewerbe und der Fahrzeugbau sind die umsatzstärksten Wirtschaftszweige in Thüringen. Dabei hatte in den vergangenen Jahren oft das Ernährungsgewerbe die Nase vorn.

Durch die überwiegende Ausrichtung der Produktion auf den heimischen Markt hatten die Inlandsumsätze den höchsten Anteil am Umsatz insgesamt, 97,4 Prozent im Jahr 1995 und 93,5 Prozent im Jahr 2005.

Die in das Ausland gelieferten Waren spielten trotz hoher Wachstumsraten demnach in den letzten Jahren bei der Entwicklung des Gesamtumsatzes des Ernährungsgewerbes eine geringere Rolle. Von 1995 bis 2005 erhöhten sich die Auslandsumsätze um mehr als das Vierfache auf fast 195 Millionen Euro, 150 Millionen Euro mehr als im Jahr 1995.
Auch die Exportquote als Anteil des Auslandsumsatzes am Umsatz insgesamt stieg von 2,6 Prozent im Jahr 1995 auf 6,5 Prozent im Jahr 2005.

Die Zahl der Beschäftigten erhöhte sich seit 1995 stetig. Im Jahr 2005 waren im Monatsdurchschnitt in den 225 Betrieben des Thüringer Ernährungsgewerbes rund 18 Tausend Personen beschäftigt. Das waren 5,6 Tausend Personen (+ 44,1 Prozent) mehr als im Jahr 1995. Der Beschäftigtenanstieg über alle lndustriezweige betrug 31,6 Prozent.
Jeder 8. Thüringer Industriebeschäftigte arbeitete im vergangenen Jahr in der Ernährungswirtschaft.

Diese rund 18 Tausend Beschäftigten verteilten sich im Jahr 2005 auf 24 Branchen. Von der Anzahl der Betriebe und der Anzahl der Beschäftigten waren überwiegend vertreten die Hersteller von Backwaren und Dauerbackwaren mit 82 Betrieben und 7 360 Beschäftigten, die Schlachtereien und die Fleischverarbeitung mit 68 Betrieben und rund 5 100 Beschäftigten, die Bierhersteller (14 Betriebe, 933 Beschäftigte), die Futtermittelhersteller (11 Betriebe, mehr als 400 Beschäftigte) und die Obst- und Gemüseverarbeitung (8 Betriebe, 314 Beschäftigte).

Die höchsten Umsätze erzielten die Schlachtereien und die Fleischverarbeitung mit mehr als 700 Millionen Euro, gefolgt von den Herstellern von Backwaren und Dauerbackwaren mit fast 600 Millionen Euro und der Milchverarbeitung mit 265 Millionen Euro.

Betriebe des Ernährungsgewerbes sind in allen Kreisen des Freistaates vertreten, die meisten in den Landkreisen Gotha und Saalfeld-Rudolstadt (je 19), Schmalkalden-Meiningen (18), Greiz (16), Stadt Erfurt (13) und Landkreis Eichsfeld (12). Nicht so stark sind die Betriebe des Ernährungsgewerbes in den kreisfreien Städten Eisenach, Suhl, Jena, Weimar und im Landkreis Sonneberg vertreten.
Die höchsten Umsätze des Wirtschaftszweiges Ernährungsgewerbe wurden im Jahr 2005 in den Landkreisen Gotha (412 Millionen Euro), Altenburger Land (307 Millionen Euro), der Stadt Erfurt (286 Millionen Euro), Weimarer Land (270 Millionen Euro), Saalfeld-Rudolstadt (253 Millionen Euro) und Schmalkalden-Meiningen (187 Millionen Euro) ermittelt.

Im Jahr 2005 erzielte das Ernährungsgewerbe einen Umsatz pro Beschäftigten in Höhe von 165 Tausend Euro. Damit lag die Produktivität dieses Wirtschaftszweiges erstmals unter dem Thüringer Durchschnitt von 168 Tausend Euro.

Im Jahr 2004 betrug das Investitionsvolumen der Betriebe des Ernährungsgewerbes 168 Millionen Euro. Das entsprach gemessen am Jahr 1995 einem Anstieg um 41 Millionen Euro bzw. 32,1 Prozent. Damit ist im Jahr 2004 jeder 6. bis 7. Euro in diesem Wirtschaftszweig investiert worden. Es war der höchste Wert aller Branchen.

1) Betriebe von Unternehmen mit im Allgemeinen 20 und mehr Beschäftigten

Ausgewählte Merkmale des Thüringer Ernährungsgewerbes
Jahr Betriebe Beschäftigte Umsatz Exportquote Umsatz je
Beschäftigten
Anzahl Personen 1 000 Euro Prozent Euro
1995 159 12 623 1 699 039 2,6 134 600
1996 170 13 041 1 861 910 2,2 142 772
1997 193 13 915 1 929 411 2,3 138 658
1998 200 14 365 1 935 707 3,3 134 754
1999 208 14 920 1 950 006 3,4 130 695
2000 210 15 441 2 297 215 5,9 148 772
2001 205 15 732 2 592 629 6,2 164 804
2002 207 16 439 2 642 006 6,3 160 714
2003 213 17 184 2 806 786 6,8 163 341
2004 228 17 743 2 927 972 6,4 165 020
2005 225 18 191 2 998 715 6,5 164 850
Betriebe von Unternehmen mit im Allgemeinen 20 und mehr Beschäftigten


Umsatzentwicklung im Thüringer Ernährungsgewerbe