Thüringer Landesamt für Statistik - Pressemitteilung


Erfurt, 02. März 2007 - Nr. 069

Zum Insolvenzgeschehen in Thüringen im Jahr 2006

Im Jahr 2006 hat sich in Thüringen eine deutliche Verlagerung des Insolvenzgeschehens vollzogen.
Während sich die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im Vergleich zu 2005 von 1 029 auf 781 um fast ein Viertel verringerte (- 24,1 Prozent), ist die Zahl der Privatinsolvenzen von 1 706 auf 2 830 besonders deutlich gestiegen (+ 65,9 Prozent). Durch diese deutliche Zunahme der Privatinsolvenzen stieg nach Mitteilung des Thüringer Landesamtes für Statistik die Gesamtzahl der Insolvenzfälle in Thüringen im Jahr 2006 von 3 869 auf 4 767 um knapp ein Viertel (+ 23,2 Prozent).

Von den im Jahr 2006 gemeldeten 4 767 Insolvenzen wurden von den Thüringer Amtsgerichten 4 318 Verfahren eröffnet (90,6 Prozent), weitere 441 Verfahren (9,3 Prozent) wurden mangels Masse abgewiesen und 8 endeten mit der Annahme eines Schuldenbereinigungsplanes.
Die voraussichtlichen Gläubigerforderungen beliefen sich für alle Verfahren auf rund 768 Millionen Euro. Pro Verfahren standen Forderungen von durchschnittlich 161 Tausend Euro an.

Von den 781 Unternehmensinsolvenzen waren zum Zeitpunkt der Antragstellung 2 866 Beschäftigte betroffen. Die voraussichtlichen Gläubigerforderungen beliefen sich hierbei auf über 333 Millionen Euro, das sind durchschnittlich nahezu 427 Tausend Euro pro Verfahren.

Der wirtschaftliche Schwerpunkt der Unternehmensinsolvenzen lag mit 192 Verfahren (24,6 Prozent) wiederum im Baugewerbe, doch war hier auch im Jahr 2006 ein spürbarer Rückgang des Insolvenzgeschehens eingetreten (- 93 Fälle bzw. - 32,6 Prozent).
Im Verarbeitenden Gewerbe, im Handel und Gastgewerbe, in den sonstigen Dienstleistungsbereichen sowie in der Land- und Forstwirtschaft setzte sich im Jahr 2006 der Rückgang der Unternehmensinsolvenzen ebenfalls fort.
Einzige Ausnahme bildet der Bereich Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen, hier gab es mehr insolvente Unternehmen. Ihre Zahl stieg von 6 auf 20 (+ 233,3 Prozent).


Bei den übrigen Schuldnern (Natürliche Personen als Gesellschafter u. Ä, ehemals selbständig Tätige, private Verbraucher, Nachlässe) wurden 3 986 Verfahren registriert, das waren 1 146 Verfahren bzw. 40,4 Prozent mehr als im Jahr 2005.
Insbesondere private Verbraucher mussten im Jahr 2006 mit 2 830 Anträgen in einem Maße das Insolvenzrecht in Anspruch nehmen, wie es seit der Novellierung der Insolvenzordnung im Jahr 2001 noch nicht der Fall war (+ 1 124 bzw. 65,9 Prozent gegenüber 2005).

Das Insolvenzgeschehen in
Thüringen im Jahr 2006 im Überblick
Kategorie 2006 2005 Zu- bzw.
Abnahme
Anzahl %
Insolvenzen 4 767 3 869 23,2
  Unternehmensinsolvenzen 781 1 029 - 24,1
  Land- und Forstwirtschaft 13 18 - 27,8
Verarbeitendes Gewerbe 96 118 - 18,6
Baugewerbe 192 285 - 32,6
Handel 128 170 - 24,7
Gastgewerbe 56 69 - 18,8
Verkehr und Nachrichtenübermittlung 36 69 - 47,8
Grundstückswesen, Vermietung, Unternehmensdienstleistungen 181 214 - 15,4
Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen 20 6 233,3
Erbringung sonst. öffentlicher und persönlicher Dienstleistungen 39 45 - 13,3
Sonstige 20 35 - 42,9
Übrige Schuldner insgesamt 3 986 2 840 40,4
  Natürliche Personen 191 200 - 4,5
Ehemals selbständig Tätige 928 873 6,3
Private Verbraucher 2 830 1 706 65,9
Nachlässe 37 61 - 39,3


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