Erfurt, 03. September 2008 - Nr. 275
Im ersten Halbjahr 2008 gab es weniger Insolvenzverfahren in Thüringen. Nach Mitteilung des Thüringer Landesamtes für Statistik sank die Gesamtzahl der Insolvenzen gegenüber den ersten sechs Monaten des Jahres 2007 um 235 bzw. 10,2 Prozent auf 2 060 Anträge.
Von den 2 060 gemeldeten Insolvenzen in Thüringen wurden 1 895 eröffnet (92,0 Prozent). 153 Verfahren (7,4 Prozent) wurden mangels Masse abgewiesen und 12 Verfahren endeten mit der Annahme eines Schuldenbereinigungsplanes.
Die voraussichtlichen Gläubigerforderungen beliefen sich auf rund 372 Millionen Euro.
Pro Verfahren standen Forderungen von durchschnittlich 181 Tausend Euro aus.
1 219 private Verbraucher haben in den ersten sechs Monaten 2008 das Insolvenzrecht in Anspruch genommen. Das waren 283 bzw. 18,8 Prozent weniger als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Damit hielt die rückläufige Entwicklung der Verbraucherinsolvenzen auch im Juni 2008 an.
Auch die Gesamtzahl der übrigen Schuldner (hierzu zählen neben den privaten Verbrauchern auch natürliche Personen als Gesellschafter u. Ä, ehemals selbständig Tätige und Nachlässe) sank von 2 021 auf 1 753
Dagegen stieg die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in den ersten sechs Monaten 2008 gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum um 12,0 Prozent von 274 auf 307. Mehr Anträge als im Vorjahreszeitraum gab es in allen Monaten des zweiten Quartals.
Die 307 insolventen Unternehmen beschäftigten zum Zeitpunkt des Insolvenzantrags 1 185 Arbeitnehmer.
Nach Wirtschaftsbereichen betrachtet verlief das Insolvenzgeschehen dennoch sehr unterschiedlich.
Zwar war das Baugewerbe auch im ersten Halbjahr 2008 mit 58 Insolvenzverfahren wieder am meisten betroffen, doch verlief die Entwicklung gegenüber 73 Insolvenzen im ersten Halbjahr des Vorjahres
Der Bereich Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen folgt mit 56 Insolvenzverfahren. Hier sind jedoch 12 Unternehmen mehr von Insolvenz betroffen als im Vergleichszeitraum des Vorjahres (+ 27,3 Prozent).
Auch in verschiedenen Dienstleistungsbereichen ist im ersten Halbjahr 2008 ein Anstieg der Zahl der Unternehmensinsolvenzen zu beobachten.
Im Verarbeiteten Gewerbe wurden wie im ersten Halbjahr des Vorjahres 41 Insolvenzverfahren festgestellt.
Nach Rechtsformen betrachtet meldeten im ersten Halbjahr 2008 die Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbH) mit 148 Anträgen am häufigsten Insolvenz an (+ 5,0 Prozent).
Es folgten die Einzelunternehmen, Freien Berufe und das Kleingewerbe, die in 121 Fällen vom Insolvenzrecht Gebrauch machten (+ 26,0 Prozent).
Mit 24 Anträgen gegenüber 18 im vergleichbaren Vorjahreszeitraum stieg die Zahl der Insolvenzen bei Personengesellschaften (OHG, KG, GbR) überdurchschnittlich um 33,3 Prozent.
Im Verhältnis zur Bevölkerungszahl wurde in den kreisfreien Städten öfter der Gang zum Insolvenzgericht angetreten (111 Insolvenzfälle je 100 000 Einwohner) als in den Landkreisen (83 Insolvenzfälle je 100 000 Einwohner). Die meisten Insolvenzfälle je 100 000 Einwohner wurden in den Städten Eisenach (152) und Gera (142) registriert, die wenigsten im Saale-Holzland-Kreis (45) und Kyffhäuserkreis (60).
Zum Insolvenzgeschehen in Thüringen im 1. Halbjahr 2008 | |||||
Kategorie | 1. Halbjahr 2008 |
1. Halbjahr 2007 |
Zu- bzw. Abnahme (%) |
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Insolvenzen insgesamt | 2 060 | 2 295 | - 10,2 | ||
Unternehmensinsolvenzen insgesamt | 307 | 274 | 12,0 | ||
Unternehmen nach Wirtschaftsbereichen1) | |||||
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei | 2 | 1 | 100,0 | ||
Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden | 1 | - | x | ||
Verarbeitendes Gewerbe | 41 | 41 | 0,0 | ||
Energieversorgung | 1 | - | x | ||
Wasserversorgung; Abwasser- und Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen |
4 | 3 | 33,3 | ||
Baugewerbe | 58 | 73 | - 20,5 | ||
Handel | 56 | 44 | 27,3 | ||
Verkehr und Lagerei | 16 | 14 | 14,3 | ||
Gastgewerbe | 19 | 22 | - 13,6 | ||
Information und Kommunikation | 8 | 5 | 60,0 | ||
Finanz- und Versicherungsdienstleistungen | 5 | 2 | 150,0 | ||
Grundstücks- und Wohnungswesen | 13 | 10 | 30,0 | ||
Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen |
33 | 26 | 26,9 | ||
Erbringung von sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen | 22 | 14 | 57,1 | ||
Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung | - | - | - | ||
Erziehung und Unterricht | 3 | 2 | 50,0 | ||
Gesundheits- und Sozialwesen | 2 | 6 | - 66,7 | ||
Kunst, Unterhaltung und Erholung | 8 | 6 | 33,3 | ||
Erbringung von sonstigen Dienstleistungen | 15 | 5 | 200,0 | ||
Schuldner insgesamt | |||||
Übrige Schuldner insgesamt | 1 753 | 2 021 | - 13,3 | ||
Natürliche Personen als Gesellschafter u. Ä. | 30 | 55 | - 45,5 | ||
Ehemals selbständig Tätige | 477 | 452 | 5,5 | ||
Private Verbraucher | 1 219 | 1 502 | - 18,8 | ||
Nachlässe | 27 | 12 | 125,0 | ||
1) Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 2008 (WZ 2008) |
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Weitere Auskünfte erteilt:
Sigrid Nußpickel
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