Thüringer Landesamt für Statistik - Pressemitteilung


Erfurt, 05. Dezember 2008 - Nr. 387

Weniger Verbraucher-, mehr Unternehmensinsolvenzen in den ersten drei Quartalen 2008

Von Januar bis September 2008 gab es weniger Insolvenzverfahren in Thüringen. Nach Mitteilung des Thüringer Landesamtes für Statistik sank die Gesamtzahl der Insolvenzen gegenüber den ersten neun Monaten des Jahres 2007 um 447 bzw. 12,6 Prozent auf 3 090 Anträge.
Von den 3 090 gemeldeten Insolvenzen wurden 2 848 eröffnet (92,2 Prozent). 227 Verfahren (7,3 Prozent) wurden mangels Masse abgewiesen und 15 Verfahren endeten mit der Annahme eines Schuldenbereinigungsplanes.
Die voraussichtlichen Gläubigerforderungen beliefen sich auf rund 531 Millionen Euro. Pro Verfahren standen Forderungen von durchschnittlich 172 Tausend Euro aus.

1 862 private Verbraucher haben in den ersten neun Monaten 2008 das Insolvenzrecht in Anspruch genommen. Das waren 478 bzw. 20,4 Prozent weniger als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.

Auch die Gesamtzahl der übrigen Schuldner (hierzu zählen neben den privaten Verbrauchern auch natürliche Personen als Gesellschafter u. Ä., ehemals selbständig Tätige und Nachlässe) sank um 15,4 Prozent von 3 140 auf 2 657.


Dagegen stieg die Zahl der Unternehmensinsolvenzen von Januar bis September 2008 gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum um 9,1 Prozent von 397 auf 433.
Die 433 insolventen Unternehmen beschäftigten zum Zeitpunkt des Insolvenzantrags 1 807 Arbeitnehmer.

Nach Wirtschaftsbereichen betrachtet verlief das Insolvenzgeschehen dennoch sehr unterschiedlich.
Zwar war das Baugewerbe auch in den ersten neun Monaten 2008 mit 83 Insolvenzverfahren wieder am meisten betroffen, doch verlief die Entwicklung gegenüber 98 Insolvenzen im Vorjahreszeitraum rückläufig (- 15,3 Prozent).
Der Bereich Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen folgt mit 81 Insolvenzverfahren. Hier waren jedoch 3 Unternehmen mehr von Insolvenz betroffen als im Vergleichszeitraum des Vorjahres (+ 3,8 Prozent).
Auch in verschiedenen Dienstleistungsbereichen ist von Januar bis September 2008 ein Anstieg der Zahl der Unternehmensinsolvenzen zu beobachten (siehe Tabelle).
Im Verarbeiteten Gewerbe wurden mit 53 Insolvenzverfahren 3 weniger (- 5,4 Prozent) festgestellt.

Nach Rechtsformen betrachtet meldeten in den ersten neun Monaten 2008 die Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbH) mit 206 Anträgen am häufigsten Insolvenz an (+ 2,5 Prozent).
Es folgten die Einzelunternehmen, Freien Berufe und das Kleingewerbe, die in 173 Fällen vom Insolvenzrecht Gebrauch machten (+ 21,8 Prozent).
Mit 35 Anträgen gegenüber 27 im vergleichbaren Vorjahreszeitraum stieg die Zahl der Insolvenzen bei Personengesellschaften (OHG, KG, GbR) überdurchschnittlich um 29,6 Prozent.


Im Verhältnis zur Bevölkerungszahl wurde in den kreisfreien Städten mit 166 Insolvenzfällen je 100 000 Einwohner öfter der Gang zum Insolvenzgericht angetreten als in den Landkreisen mit 124 Insolvenzfällen je 100 000 Einwohner.
Die meisten Insolvenzfälle je 100 000 Einwohner wurden in den Städten Eisenach (237) und Gera (204) registriert, die wenigsten im Saale-Holzland-Kreis (71) und im Landkreis Nordhausen (89).

Zum Insolvenzgeschehen in Thüringen von Januar bis September 2008
Kategorie Januar bis
September 2008
Januar bis
September 2007
Zu- bzw.
Abnahme (%)
Insolvenzen insgesamt 3 090 3 537 - 12,6
  Unternehmensinsolvenzen insgesamt 433 397 9,1
  Unternehmen nach Wirtschaftsbereichen1)  
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 3 2 50,0
Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden 1 - X
Verarbeitendes Gewerbe 53 56 - 5,4
Energieversorgung 1 - X
Wasserversorgung; Abwasser- und Abfallentsorgung und
Beseitigung von Umweltverschmutzungen
5 3 66,7
Baugewerbe 83 98 - 15,3
Handel 81 78 3,8
Verkehr und Lagerei 21 20 5,0
Gastgewerbe 34 26 30,8
Information und Kommunikation 11 7 57,1
Finanz- und Versicherungsdienstleistungen 7 2 250,0
Grundstücks- und Wohnungswesen 15 19 - 21,1
Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen
und technischen Dienstleistungen
43 39 10,3
Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen 32 19 68,4
Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung - - -
Erziehung und Unterricht 6 3 100,0
Gesundheits- und Sozialwesen 6 9 - 33,3
Kunst, Unterhaltung und Erholung 10 7 42,9
Erbringung von sonstigen Dienstleistungen 21 9 133,3
Übrige Schuldner  
Übrige Schuldner insgesamt 2 657 3 140 - 15,4
  Natürliche Personen als Gesellschafter u. Ä. 48 77 - 37,7
Ehemals selbständig Tätige 710 698 1,7
Private Verbraucher 1 862 2 340 - 20,4
Nachlässe 37 25 48,0
1) Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 2008 (WZ 2008)


Monatliche Insolvenzen von Januar 2007 bis September 2008
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Weitere Auskünfte erteilt:
Klaus-Rüdiger Niemuth
Telefon: 0361 37-84230
E-Mail: klaus-ruediger.niemuth@statistik.thueringen.de