Thüringer Landesamt für Statistik - Pressemitteilung

Erfurt, 19. Mai 2009 - Nr. 148

Erneuter Rückgang der Zahl der an Thüringer Gerichten verurteilten Personen im Jahr 2008

Nach ersten Ergebnissen der Strafverfolgungsstatistik 2008 wurden an den Gerichten des Freistaates 28 276 Personen abgeurteilt, darunter 22 023 rechtskräftig verurteilt (78 Prozent).
In weiteren 774 Fällen entschieden die Gerichte auf Freispruch, in 5 382 Fällen wurde das Verfahren eingestellt und von einer Strafe abgesehen und in 97 Fällen wurde eine Maßregel ausgesprochen.

Nach Mitteilung des Thüringer Landesamtes für Statistik verringerte sich innerhalb eines Jahres die Zahl der Abgeurteilten um 1 502 Personen und die der Verurteilten um 1 185 Personen.
Die Zahl der Personen, gegen die das Verfahren eingestellt und von einer Strafe abgesehen wurde, fiel um 305 geringer aus als im Jahr 2007, die Zahl der Freisprüche sank um 4 Personen.

Der Anteil der Verurteilten an den Abgeurteilten (Verurteilungsquote) blieb unverändert bei 77,9 Prozent.

Vorstrafen
Die Zahl der zuvor bereits mindestens einmal Verurteilten ist geringfügig um 58 auf 10 925 Vorbestrafte gestiegen. Der Anteil der Vorbestraften an den Verurteilten erhöhte sich von 46,8 Prozent im Jahr 2007 auf 49,6 Prozent im vergangenen Jahr.

Gründe für die Verurteilung
Die meisten Verurteilten (18 548 Personen bzw. 84,2 Prozent aller Verurteilten) hatten gegen das Strafgesetzbuch und 3 475 Personen gegen andere Gesetze verstoßen.

An der Spitze der Verurteiltenzahlen standen wie im Jahre 2007 die so genannten anderen Vermögens- und Eigentumsdelikte (insbesondere Betrug und Erschleichung von Leistungen) mit einem Anteil von 26,3 Prozent.
Trotz eines deutlichen Rückgangs der Straßenverkehrsdelikte um 255 auf 5 111 verurteilte Personen stieg der Anteil an den Verurteilten insgesamt auf 23,2 Prozent. Unter ihnen waren 3 080 Personen (60,3 Prozent), die unter Einfluss von Alkohol oder einem anderen berauschenden Mittel standen.
Bei den Eigentumsdelikten ging die Zahl der wegen Diebstahl und Unterschlagungen Verurteilten weiter deutlich um 605 auf 3 628 Personen zurück und die Zahl der wegen anderer Vermögens- und Eigentumsdelikte (vor allem wegen Betrug und Erschleichen von Leistungen) Verurteilten verringerte sich innerhalb eines Jahres um 62 auf 5 801 Personen.

Angestiegen ist dagegen binnen Jahresfrist die Zahl der wegen „Straftaten gegen den Staat, die öffentliche Ordnung und im Amte“ (+ 83 Personen bzw. 11,9 Prozent), „Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung“ (+ 16 Personen bzw. 7,5 Prozent) sowie Straftaten nach dem Betäubungsmittelgesetz (+ 76 Personen bzw. 5,1 Prozent) Verurteilten.
Bei allen anderen Hauptdeliktgruppen ist ein Rückgang der Verurteiltenzahlen zu verzeichnen. Die Zahl der wegen Diebstahl und Unterschlagung Verurteilten ging sogar um 14,3 Prozent
(- 605 Personen) zurück.

Alter, Geschlecht und Nationalität
Die Zahl der jungen Verurteilten ist weiter gesunken. Dabei verringerte sich die Zahl der verurteilten Jugendlichen im Alter von 14 bis unter 18 Jahren um 217 auf 1 129 und die Zahl der verurteilten Heranwachsenden im Alter von 18 bis unter 21 Jahren um 197 auf 2 766 Personen.
Damit waren fast ein Fünftel der Verurteilten im Jahr 2008 noch keine 21 Jahre alt.

Die Verurteilten waren auch im Jahr 2008 überwiegend männlich, wobei deren Zahl gegenüber 2007 um 1 089 auf 18 225 Personen und die Zahl der weiblichen Verurteilten um 96 auf 3 798 Personen abgenommen hat.
Der Anteil der Frauen an den Verurteilten insgesamt stieg jedoch um 0,4 Prozentpunkte auf 17,2 Prozent.
Die weiblichen Verurteilten fielen vorwiegend wegen den so genannten „Anderen Vermögens- und Eigentumsdelikten und Urkundendelikte“ auf, besonders wegen Begünstigung und Strafvereitelung mit 38,9 Prozent, Betrug (33,1 Prozent) und Erschleichen von Leistungen (30,2 Prozent).

Unter den Verurteilten waren im vergangenen Jahr 1 159 Ausländer und Staatenlose, 108 Personen weniger als im Jahr 2007. Ihr Anteil betrug 5,3 Prozent. Die verurteilten Ausländer standen vor allem wegen Diebstahlsdelikten (24,6 Prozent der verurteilten Ausländer), wegen anderer Vermögens- und Eigentumsdelikte (18,3 Prozent) sowie wegen Verstößen gegen das Asylverfahrensgesetz und das Aufenthaltsgesetz (13,7 Prozent) und vor Gericht.
Ein Vergleich mit dem Ausländeranteil an der Wohnbevölkerung wäre irreführend, da auch straffällig gewordene ausländische Touristen und illegal in Deutschland lebende Personen bei einer Verurteilung in der Statistik enthalten sind.

Abgeurteilte: Erfasst werden Angeklagte, gegen die Strafbefehle erlassen wurden oder bei denen das Strafverfahren nach Eröffnung der Hauptverhandlung durch Urteil oder Einstellungsbeschluss rechtskräftig abgeschlossen worden ist. Ihre Zahl setzt sich zusammen aus den Verurteilten und aus Personen, bei denen andere Entscheidungen (u.a. Freispruch) getroffen wurden.
Verurteilte: Erfasst werden Straffällige, gegen die ein rechtskräftiges Urteil nach allgemeinem Strafrecht (Freiheitsstrafe, Strafarrest oder Geldstrafe (auch durch einen rechtskräftigen Strafbefehl) oder Jugendstrafrecht (Jugendstrafe, Zuchtmittel oder Erziehungsmaßregeln) ergangen ist. Verurteilt werden kann nur eine Person, die zum Zeitpunkt der Tat strafmündig, d.h. 14 Jahre oder älter, war.

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Weitere Auskünfte erteilt:
Heike König
Telefon: 0361 37-84240
E-Mail: heike.koenig@statistik.thueringen.de