Thüringer Landesamt für Statistik - Pressemitteilung


Erfurt, 15. Juni 2009 - Nr. 202

1 161 Maßnahmen zum Schutz für Kinder und Jugendliche 2008 in Thüringen

Im Jahr 2008 wurden in Thüringen 1 161 vorläufige Schutzmaßnahmen für Kinder und Jugendliche durchgeführt. Das waren nach Mitteilung des Thüringer Landesamtes für Statistik 205 Maßnahmen bzw. 21,4 Prozent mehr als im Jahr 2007. Damit erreicht die Zahl der vorläufigen Schutzmaßnahmen den seit Einführung dieser Statistik höchsten Stand (1995). Im Jahr 1995 wurden 402 Maßnahmen von den öffentlichen und freien Trägern der Jugendhilfe gemeldet.

Mehr als die Hälfte der Kinder und Jugendlichen waren Mädchen. Obwohl der Anteil der Jungen von 46,1 Prozent im Jahr 2007 auf 47,0 Prozent im Jahr 2008 um 0,9 Prozentpunkte stieg, waren die Mädchen, wie bereits seit 1995, die am häufigsten Betroffenen. Im Jahr 2008 betrug ihr Anteil 53,0 Prozent (2007: 53,9 Prozent).

Während in den Jahren von 1995 bis 2007 die Altersgruppe der 14 bis unter 16-Jährigen am häufigsten betroffen war, hatte im Jahr 2008 die Altersgruppe der 16 bis unter 18-Jährigen mit 265 Fällen bzw. 22,8 Prozent den höchsten Anteil. Vorläufige Schutzmaßnahmen für die Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 16 Jahren erfolgten in 236 Fällen bzw. 20,3 Prozent.

In 180 Fällen (15,5 Prozent) waren die Kinder noch keine drei Jahre. Der Anteil dieser Altersgruppe sank gegenüber dem Vorjahr geringfügig um 0,3 Prozentpunkte, hat sich aber gegenüber 1995 fast verdoppelt (1995: 34 Fälle mit einem von Anteil von 8,5 Prozent). 129 Kinder (11,1 Prozent) waren im Alter zwischen 12 und 14 Jahren, weitere 128 Kinder (11,0 Prozent) zwischen 3 und 6 Jahren, 113 Kinder (9,7 Prozent) zwischen 9 und 12 Jahren und 110 Kinder (9,5 Prozent) zwischen 6 und 9 Jahren.

Der Hauptanlass für die Maßnahmen zum Schutz der Kinder und Jugendlichen lag mit 24,3 Prozent in der Überforderung der Eltern bzw. eines Elternteils. Weitere Schwerpunkte waren mit 22,9 Prozent Beziehungsprobleme und mit 9,5 Prozent eine Vernachlässigung der Betroffenen. In 4,2 Prozent der Fälle gab es Anzeichen für Misshandlungen und bei 3,9 Prozent der Kinder und Jugendlichen waren Schul- bzw. Ausbildungsprobleme der Anlass der Hilfe.

In fast der Hälfte der Fälle (542 Fälle bzw. 46,7 Prozent) konnten die Kinder und Jugendlichen am Ende der vorläufigen Schutzmaßnahme zu den Personensorgeberechtigten zurückkehren.
In rund einem Drittel der Fälle (378 Fälle bzw. 32,6 Prozent) mussten jedoch erzieherische Hilfen außerhalb des Elternhauses eingeleitet werden.

Vorläufige Schutzmaßnahmen für Kinder und Jugendliche in Thüringen 1995 bis 2008
Ausgewählte Merkmale 1995 2000 2005 2006 2007 2008
Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil
Insgesamt 402   782   760   842   956   1 161  
  Geschlecht
  männlich 188 46,8 369 47,2 300 39,5 340 40,4 441 46,1 546 47,0
weiblich 214 53,2 413 52,8 460 60,5 502 59,6 515 53,9 615 53,0
Altersgruppen
  unter 3 Jahre 34 8,5 59 7,5 59 7,8 91 10,8 151 15,8 180 15,5
3 - 6 38 9,5 40 5,1 52 6,8 68 8,1 89 9,3 128 11,0
6 - 9 44 10,9 46 5,9 47 6,2 62 7,4 112 11,7 110 9,5
9 - 12 41 10,2 95 12,1 53 7,0 75 8,9 93 9,7 113 9,7
12 - 14 68 16,9 124 15,9 133 17,5 106 12,6 88 9,2 129 11,1
14 - 16 111 27,6 247 31,6 222 29,2 235 27,9 228 23,8 236 20,3
16 - 18 66 16,4 171 21,9 194 25,5 205 24,3 195 20,4 265 22,8
Anlass der Hilfe1)
  Integrationsprobleme im
Heim/Pflegefamilie
8 1,4 31 2,7 26 2,1 24 1,8 38 2,6 46 2,6
Überforderung d. Eltern/-teils 135 23,3 244 21,5 327 26,1 285 21,4 346 23,7 426 24,3
Schul-/Ausbildungsprobleme 38 6,6 71 6,3 56 4,5 56 4,2 56 3,8 68 3,9
Vernachlässigung 73 12,6 105 9,3 105 8,4 173 13,0 160 10,9 166 9,5
Delinquenz des Kindes/Straftat
des Jugendlichen
13 2,2 42 3,7 29 2,3 27 2,0 19 1,3 35 2,0
Suchtprobleme 3 0,5 14 1,2 28 2,2 22 1,7 22 1,5 21 1,2
Anzeichen für Misshandlung 21 3,6 70 6,2 61 4,9 51 3,8 70 4,8 74 4,2
Anzeichen für sexuellen Missbrauch 21 3,6 31 2,7 21 1,7 18 1,4 20 1,4 22 1,3
Trennung oder Scheidung der Eltern 6 1,0 21 1,9 16 1,3 20 1,5 40 2,7 45 2,6
Wohnungsprobleme 7 1,2 18 1,6 20 1,6 30 2,3 66 4,5 43 2,4
unbegleitete Einreise
aus dem Ausland
6 1,0 44 3,9 10 0,8 28 2,1 19 1,3 12 0,7
Beziehungsprobleme 152 26,2 276 24,3 296 23,6 325 24,4 280 19,2 402 22,9
sonstige Probleme 97 16,7 168 14,8 259 20,7 271 20,4 326 22,3 396 22,6
Maßnahme endet mit
  Rückkehr zu den
Personensorgeberechtigten
187 46,5 400 51,2 341 44,9 389 46,2 442 46,2 542 46,7
Rückkehr in die Pflegefamilie
oder das Heim
17 4,2 21 2,7 14 1,8 18 2,1 21 2,2 23 2,0
Übernahme durch ein anderes
Jugendamt
20 5,0 8 1,0 19 2,5 11 1,3 24 2,5 39 3,4
Einleitung erzieherischer Hilfen
außerhalb des Elternhauses
141 35,1 229 29,3 219 28,8 282 33,5 350 36,6 378 32,6
sonstige stationäre Hilfen 21 5,2 61 7,8 112 14,7 82 9,7 65 6,8 101 8,7
keine anschließenden Hilfen 16 4,0 63 8,1 55 7,2 60 7,1 54 5,6 78 6,7
1) bis zu zwei Angaben möglich



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Weitere Auskünfte erteilt:
Sigrid Langhammer
Telefon: 0361 37-734 517
E-Mail: sigrid.langhammer@statistik.thueringen.de