Thüringer Landesamt für Statistik - Pressemitteilung


Erfurt, 15. Dezember 2009 - Nr. 506

Niedrigeres Armutsrisiko in Thüringen als in den meisten Neuen Ländern

Vergleicht man die Neuen Bundesländer (ohne Berlin) untereinander, so war 2008 die Bevölkerung in Thüringen nach der in Brandenburg am wenigsten armutsgefährdet.
Menschen gelten als armutsgefährdet, die mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens (Median) der Bevölkerung auskommen müssen. Legt man das mittlere Einkommen im gesamten Bundesgebiet zugrunde, zeigten sich für das Jahr 2008 in Brandenburg mit 16,8 Prozent und in Thüringen mit 18,5 Prozent die geringsten Armutsgefährdungsquoten aller Neuen Bundesländer. Demgegenüber war in Mecklenburg-Vorpommern fast jeder Vierte (24,0 Prozent) armutsgefährdet. Das geringste Armutsrisiko in Deutschland bestand in Baden-Württemberg (10,2 Prozent) und Bayern (10,8 Prozent).

Besonders armutsgefährdet waren in Thüringen erwerbslose Personen (64,0 Prozent) sowie Alleinerziehende und deren Kinder (54,6 Prozent). Neben diesen Faktoren kam der Qualifikation eine besondere Bedeutung zu. So hatten gering qualifizierte Personen, die 25 Jahre und älter waren, mit einer Armutsrisikoquote von 28,8 Prozent in Thüringen ein weitaus höheres Risiko in die Armut abzurutschen als qualifizierte Personen (18,6 Prozent) und nahezu ein vierfach höheres Risiko als Hochqualifizierte (7,0 Prozent ).

Aufgrund der regionalen Einkommensdifferenzen, die zwischen Ost und West bestehen, ist das Armutsrisiko zwischen Neuen und Alten Bundesländern ungleich verteilt. Während im früheren Bundesgebiet (einschließlich Berlin) 13,4 Prozent der Bevölkerung im Jahr 2008 armutsgefährdet waren, sind es in den Neuen Bundesländern (ohne Berlin) 19,7 Prozent.
Vergleicht man die Armutsgefährdung in Abhängigkeit vom Alter findet sich in den Neuen Ländern lediglich in der Gruppe von Personen die 65 und älter waren (10,6 Prozent) ein geringes Armutsrisiko als im früheren Bundesgebiet (12,3 Prozent).
Demgegenüber waren sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland Frauen häufiger von Armut bedroht als Männer. Der Unterschied ist im Westen (Männer: 12,8 Prozent; Frauen 14,0 Prozent) allerdings deutlich größer als im Osten der Republik (Männer: 19,4 Prozent; Frauen: 20,0 Prozent).

Diese Zahlen gehen aus den Berechnungen des Mikrozensus für das Jahr 2008 hervor, die von den Statistischen Ämtern des Bundes und der Länder im Rahmen des Projekts „Sozialberichterstattung der amtlichen Statistik“ durchgeführt werden. Berechnet werden die Zahlen sowohl aus regionaler (Landesmedian) als auch aus bundesdeutscher Perspektive (Bundesmedian).

Die Statistischen Ämter des Bundes und der Länder veröffentlichen regelmäßig unter www.amtliche-sozialberichterstattung.de eine Reihe von Indikatoren zur Messung von Armut und sozialer Ausgrenzung. Dabei wird besonderes Augenmerk auf die Gegenüberstellung vergleichbarer Daten für alle Bundesländer gelegt. Neben den umfangreichen Daten finden sich dort auch alle für die Sozialberichterstattung relevanten Datenquellen sowie alle Informationen über die angewandten Berechnungsverfahren.

Eine Übersicht über die Armutsgefährdungsquoten in den Bundesländern für das Jahr 2008 und eine vergleichende Darstellung des Armutsrisikos im früheren Bundesgebiet, den neuen Ländern und Thüringen nach ausgewählten soziodemographischen Merkmalen für das Jahr 2008 finden Sie in den nachstehenden Tabellen.

Armutsrisikoquoten*) nach Region**)
Regionaleinheit Auf Basis des
Bundesmedians
Auf Basis des
Medians der jeweiligen
Regionaleinheit
Prozent
Baden-Württemberg 10,2 13,3
Bayern 10,8 13,6
Berlin 18,7 14,3
Brandenburg 16,8 13,8
Bremen 22,2 18,2
Hamburg 13,1 16,1
Hessen 12,7 15,0
Mecklenburg-Vorpommern 24,0 14,4
Niedersachsen 15,8 14,7
Nordrhein-Westfalen 14,7 14,6
Rheinland-Pfalz 14,5 15,4
Saarland 15,8 14,3
Sachsen 19,0 13,4
Sachsen-Anhalt 22,1 15,0
Schleswig-Holstein 13,1 14,9
Thüringen 18,5 13,3
Früheres Bundesgebiet (ohne Berlin) 13,1 14,5
Neue Bundesländer (inkl. Berlin) 19,5 13,8
Bundesrepublik Deutschland 14,4 14,4
*) Zahl der Personen mit einem Äquivalenzeinkommen von weniger als 60% des Medians
der Äquivalenzeinkommen der Bevölkerung in Privathaushalten am Ort der Hauptwohnung
je 100  Personen. Das Äquivalenzeinkommen wird auf Basis der neuen OECD-Skala berechnet -
**) Ergebnisse des Mikrozensus, IT.NRW

Armutsrisikoquoten*) nach soziodemografischen Merkmalen**) 2008 (auf Basis des Bundesmedians)
Merkmal Früheres Bundesgebiet
(inkl. Berlin)
Neue Länder
(ohne Berlin)
Thüringen
Prozent
Insgesamt 13,4 19,7 18,5
Alter  
  unter 18 17,2 27,2 26,2
18 bis unter 25 20,7 30,0 26,1
25 bis unter 50 12,0 20,1 18,8
50 bis unter 65 10,5 19,9 18,6
65 und älter 12,3 10,6 10,5
Geschlecht  
  männlich 12,8 19,4 17,6
weiblich 14,0 20,0 19,4
Haushaltstyp 1)  
  Einpersonenhaushalte 21,7 33,7 32,1
Zwei Erwachsene, keine Kinder 8,0 11,0 10,9
Sonstige Haushalte ohne Kinder 7,4 12,3 9,9
Ein(e) Erwachsene(r) und ein oder mehrere Kinder 37,1 51,9 54,6
Zwei Erwachsene und ein Kind 9,2 16,7 15,3
Zwei Erwachsene und zwei Kinder 9,5 19,0 18,5
Zwei Erwachsene und drei oder mehr Kinder 23,9 32,3 32,4
Sonstige Haushalte mit Kindern 15,2 22,2 18,1
Erwerbsstatus  
  Erwerbstätige 6,6 11,7 10,8
  davon Selbstständige (inkl. mithelfende Familienangehörige) 7,7 13,6 15,5
davon abhängig Erwerbstätige 6,5 11,5 10,3
Erwerbslose 52,1 65,5 64,0
Nichterwerbspersonen 17,4 21,1 20,9
  davon Rentner/innen und Pensionär/-innen 2) 11,9 12,9 13,0
davon Personen im Alter von unter 18 Jahren 17,4 27,3 26,4
davon sonstige Nichterwerbspersonen 28,4 43,7 42,1
Qualifikationsgruppe 3)
Personen im Alter von 25 Jahren und älter
 
  Geringqualifizierte 24,7 31,4 28,8
Qualifizierte 9,5 19,6 18,6
Hochqualifizierte 4,7 7,2 7,0
*) Zahl der Personen mit einem Äquivalenzeinkommen von weniger als 60%  des Medians der Äquivalenzeinkommen
der Bevölkerung in Privathaushalten am Ort der Hauptwohnung je 100  Personen. Das Äquivalenzeinkommen wird auf
Basis der neuen OECD-Skala berechnet - **) Ergebnisse des Mikrozensus, IT.NRW -
1) Zu den Kindern zählen Personen im Alter von unter 18 Jahren ohne Lebenspartner/-in und eigene Kinder
im Haushalt -
2) Personen mit Bezug einer eigenen (Versicherten-) Rente, Pension und Personen im Alter von 65  Jahren und
älter mit Bezug einer Hinterbliebenenrente, -pension -
3) Geringqualifizierte: maximal ISCED Stufe 2, Qualifizierte: ISCED Stufen 3 oder 4, Hochqualifizierte: ISCED Stufe 5
oder höher



-----------------------------------
Weitere Auskünfte erteilt:
Axel C. Horn
Telefon: 0361 37-84616
E-Mail: axel.horn@statistik.thueringen.de