Thüringer Landesamt für Statistik - Pressemitteilung


Erfurt, 12. Januar 2010 - Nr. 010

Januar bis Oktober 2009: Anhaltend hohe Zahl von Unternehmens- und Verbraucherinsolvenzen

In den ersten zehn Monaten 2009 meldeten die Thüringer Amtsgerichte 536 Unternehmensinsolvenzen.
Damit waren nach Mitteilung des Thüringer Landesamtes für Statistik 65 Unternehmen (+ 13,8 Prozent) mehr insolvent als in den ersten zehn Monaten 2008.
Von den insgesamt 3 543 Insolvenzverfahren entfielen 15,1 Prozent der Insolvenzanträge auf Unternehmen und 84,9 Prozent auf übrige Schuldner (natürliche Personen als Gesellschafter u. Ä., ehemals selbständig Tätige, Verbraucher und Nachlässe).

Die 536 insolventen Unternehmen beschäftigten zum Zeitpunkt des Antrages noch 2 994 Arbeitnehmer.
Der wirtschaftliche Schwerpunkt der Unternehmensinsolvenzen lag mit 125 Verfahren im Baugewerbe, gefolgt vom Bereich Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen mit 100 Verfahren. Gegenüber dem Vergleichszeitraum 2008 stieg im Baugewerbe die Zahl der Unternehmensinsolvenzen um 42,0 Prozent, im Bereich Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen um 7,5 Prozent. Die Zahl der Insolvenzen im Verarbeitenden Gewerbe ging im Vergleich zu den ersten zehn Monaten 2008 um zwei Anträge auf 58 Insolvenzfälle zurück.

Nach Rechtsformen betrachtet mussten am häufigsten Gesellschaften mit beschränkter Haftung (274) sowie Einzelunternehmen, Freie Berufe und Kleingewerbe (186) Insolvenz anmelden.

Insgesamt gab es 3 543 Insolvenzverfahren. Das waren 121 Anträge bzw. 3,5 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des vergangenen Jahres. 3 293 Verfahren wurden eröffnet, das waren 92,9 Prozent aller Insolvenzanträge.
227 Verfahren (6,4 Prozent) wurden mangels Masse abgewiesen und 23 Verfahren endeten mit der Annahme eines Schuldenbereinigungsplanes.
Die voraussichtlichen Gläubigerforderungen bezifferten die Gerichte auf insgesamt rund 878 Millionen Euro. Pro Verfahren standen Forderungen von durchschnittlich 248 Tausend Euro aus.

Bei den übrigen Schuldnern wurden in den ersten zehn Monaten 3 007 Verfahren gemeldet, 56 Verfahren bzw. 1,9 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum 2008.
2 216 private Verbraucher nahmen von Januar bis Oktober 2009 das Insolvenzrecht in Anspruch.
Das waren 140 Verfahren bzw. 6,7 Prozent mehr als in den ersten zehn Monaten 2008.
714 Verfahren (8,6 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum 2008) betrafen ehemals selbständig Tätige, die die erneute Aufnahme eines früheren Insolvenzverfahrens beantragten.

Regional betrachtet wurde in den kreisfreien Städten öfter der Gang zum Insolvenzgericht angetreten (200 Insolvenzfälle je 100 000 Einwohner) als in den Landkreisen (141 Insolvenzfälle je 100 000 Einwohner).
So wurden die meisten Insolvenzfälle je 100 000 Einwohner in den kreisfreien Städten Eisenach (294), Gera (249) und Erfurt (215) registriert.
Die wenigsten Insolvenzfälle je 100 000 Einwohner wurden im Saale-Holzland-Kreis (98) und im Landkreis Nordhausen (110) festgestellt.

Zum Insolvenzgeschehen in Thüringen 1.1. - 31.10.2009
Kategorie 1.1.-31.10.2009 1.1.-31.10.2008 Zu- bzw.
Abnahme
Anzahl Prozent
Insolvenzen insgesamt 3 543 3 422 3,5
Unternehmensinsolvenzen insgesamt 536 471 13,8
  Unternehmen nach Wirtschaftsabschnitten1)  
  Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 3 3 0,0
Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden - 1 X
Verarbeitendes Gewerbe 58 60 - 3,3
Energieversorgung 3 1 200,0
Wasserversorgung; Abwasser- und Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen 3 5 - 40,0
Baugewerbe 125 88 42,0
Handel; Instandhaltung und Reparatur
von Kraftfahrzeugen
100 93 7,5
Verkehr und Lagerei 51 24 112,5
Gastgewerbe 36 36 0,0
Information und Kommunikation 8 11 - 27,3
Erbringung von Finanz- und
Versicherungsdienstleistungen
12 9 33,3
Grundstücks- und Wohnungswesen 14 16 - 12,5
Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen 50 45 11,1
Erbringung von sonstigen wirtschaftliche Dienstleistungen 41 33 24,2
Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung - - -
Erziehung und Unterricht 4 7 - 42,9
Gesundheits- und Sozialwesen 3 7 - 57,1
Kunst, Unterhaltung und Erholung 8 10 - 20,0
Erbringung von sonstigen Dienstleistungen 17 22 - 22,7
Übrige Schuldner insgesamt 3 007 2 951 1,9
  Natürliche Personen als Gesellschafter u. Ä. 41 56 - 26,8
Ehemals selbständig Tätige 714 781 - 8,6
Private Verbraucher 2 216 2 076 6,7
Nachlässe 36 38 - 5,3
1) Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 2008 (WZ 2008)



Januar bis Oktober 2009: Anhaltend hohe Zahl von Unternehmens- und Verbraucherinsolvenzen

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