Thüringer Landesamt für Statistik - Pressemitteilung


Erfurt, 05. März 2010 - Nr. 057

Anstieg der Insolvenzen im Jahr 2009

Im Jahr 2009 meldeten die Thüringer Amtsgerichte 4 274 Insolvenzverfahren, davon entfielen 14,6 Prozent der Insolvenzanträge auf Unternehmen und 85,4 Prozent auf übrige Schuldner (natürliche Personen als Gesellschafter u. Ä., ehemals selbständig Tätige, Verbraucher und Nachlässe).
Damit erhöhte sich nach Mitteilung des Thüringer Landesamtes für Statistik im Jahr 2009 die Gesamtzahl der Insolvenzverfahren im Vergleich mit 2008 um 262 Anträge bzw. 6,5 Prozent.
3 968 Verfahren wurden eröffnet. Das waren 92,8 Prozent aller Insolvenzanträge.
271 Verfahren (6,3 Prozent) wurden mangels Masse abgewiesen und 35 Verfahren endeten mit der Annahme eines Schuldenbereinigungsplanes.
Die voraussichtlichen Gläubigerforderungen bezifferten die Gerichte auf insgesamt rund 986 Millionen Euro. Pro Verfahren standen Forderungen von durchschnittlich 231 Tausend Euro aus.

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen stieg gegenüber 2008 um 79 Unternehmen bzw. 14,4 Prozent auf 626.
Die 626 insolventen Unternehmen beschäftigten zum Zeitpunkt des Antrages noch 3 441 Arbeitnehmer.
Der wirtschaftliche Schwerpunkt der Unternehmensinsolvenzen lag mit 140 Verfahren im Baugewerbe, gefolgt vom Bereich Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen mit 117 Verfahren. Gegenüber 2008 stieg im Baugewerbe die Zahl der Unternehmensinsolvenzen um 30,8 Prozent, im Bereich Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen um 7,3 Prozent.
Die Zahl der Insolvenzen im Verarbeitenden Gewerbe erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahr um drei Anträge auf 73 Insolvenzfälle.
Im Jahr 2009 war auch in einigen Dienstleistungsbereichen ein hoher Anstieg der Zahl der Unternehmensinsolvenzen zu beobachten (siehe Tabelle). Auffallend deutlich fiel hier die Zunahme der Insolvenzen bei Verkehrs- und Lagerbetrieben mit 93,3 Prozent von 30 auf 58 aus.

Nach Rechtsformen betrachtet mussten am häufigsten Gesellschaften mit beschränkter Haftung (310) sowie Einzelunternehmen, Freie Berufe und Kleingewerbe (221) Insolvenz anmelden.


Bei den übrigen Schuldnern wurden 3 648 Verfahren gemeldet, 183 Verfahren bzw. 5,3 Prozent mehr als im Jahr 2008.
2 722 private Verbraucher nahmen im Jahr 2009 das Insolvenzrecht in Anspruch. Das waren 288 Verfahren bzw. 11,8 Prozent mehr als im Jahr zuvor.
Weitere 843 Verfahren (7,2 Prozent weniger als 2008) betrafen ehemals selbständig Tätige, die die erneute Aufnahme eines früheren Insolvenzverfahrens beantragten.

Regional betrachtet wurde in den kreisfreien Städten des Freistaates öfter der Gang zum Insolvenzgericht angetreten (238 Insolvenzfälle je 100 000 Einwohner) als in den Landkreisen (171 Insolvenzfälle je 100 000 Einwohner).
So wurden die meisten Insolvenzfälle je 100 000 Einwohner in den kreisfreien Städten Eisenach (357) und Gera (291) sowie im Landkreis Weimarer Land (256) registriert.
Die wenigsten Insolvenzfälle je 100 000 Einwohner wurden im Saale-Holzland-Kreis (121) und im Landkreis Schmalkalden-Meiningen (137) festgestellt.

Zum Insolvenzgeschehen in Thüringen 2009
Kategorie 2009 2008 Zu- bzw.
Abnahme
Anzahl Prozent
Insolvenzen insgesamt 4 274 4 012 6,5
Unternehmensinsolvenzen insgesamt 626 547 14,4
  Unternehmen nach Wirtschaftsabschnitten1)  
  Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 3 6 - 50,0
Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden - 1 X
Verarbeitendes Gewerbe 73 70 4,3
Energieversorgung 4 1 300,0
Wasserversorgung; Abwasser- und Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen 3 5 - 40,0
Baugewerbe 140 107 30,8
Handel; Instandhaltung und Reperatur
von Kraftfahrzeugen
117 109 7,3
Verkehr und Lagerei 58 30 93,3
Gastgewerbe 43 42 2,4
Information und Kommunikation 9 12 - 25,0
Erbringung von Finanz- und
Versicherungsdienstleistungen
14 11 27,3
Grundstücks- und Wohnungswesen 19 20 - 5,0
Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen 54 49 10,2
Erbringung von sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen 48 35 37,1
Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung - - -
Erziehung und Unterricht 5 7 - 28,6
Gesundheits- und Sozialwesen 3 7 - 57,1
Kunst, Unterhaltung und Erholung 11 12 - 8,3
Erbringung von sonstigen Dienstleistungen 22 23 - 4,3
Übrige Schuldner insgesamt 3 648 3 465 5,3
  Natürliche Personen als Gesellschafter u. Ä. 42 75 - 44,0
Ehemals selbständig Tätige 843 908 - 7,2
Private Verbraucher 2 722 2 434 11,8
Nachlässe 41 48 - 14,6
1) Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 2008 (WZ 2008)



Anstieg der Insolvenzen im Jahr 2009

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