Bei Bevölkerungsvorausberechnungen kommt ein Modell der Komponentenfortschreibung zur Anwendung. Dieses zeigt, wie sich die Bevölkerung und ihr Altersaufbau unter bestimmten Annahmen zu den Wanderungen, Geburten und Sterbefällen für jedes einzelne Vorausberechnungsjahr verändern. Bevölkerungsvorausberechnungen werden für jede Gebietseinheit auf der Grundlage der jeweiligen Altersstruktur durchgeführt.
Für jedes Vorausberechnungsjahr und jeden Altersjahrgang werden getrennt nach Geschlecht zunächst aus der vergangenen Entwicklung und den Annahmen zur zukünftigen Entwicklung Koeffizienten zur Sterbewahrscheinlichkeit, zur Fruchtbarkeit sowie zur Zu- und Fortzugswahrscheinlichkeit berechnet. Hierfür ist eine Mindestzahl an Bewegungen (Geburten, Sterbefällen, Zu- und Fortzügen) erforderlich, sodass kleine Gemeinden teilweise zu ähnlichen Geburten- bzw. Sterbetypen zusammengefasst werden müssen.
Anschließend wird ausgehend von der Basisbevölkerung des Jahres 2019 jeder Altersjahrgang getrennt nach Geschlecht mit den jeweiligen Koeffizienten multipliziert, woraus sich die Anzahl der vorausberechneten Geburten, Sterbefälle, Zu- und Fortzüge für das nächste Vorausberechnungsjahr ergeben. Aus der Summe der einzelnen Altersjahre nach Geschlecht, den Geburten und Zuzügen abzüglich der Sterbefälle und Fortzüge ergibt sich die Einwohnerzahl des jeweiligen Vorausberechnungsjahres. Dieser Vorgang wird bis zum Jahr 2040 wiederholt.
Die 1. Gemeindebevölkerungsvorausberechnung (1. GemBv) liefert ausgehend von der Bevölkerung zum 31.12.2019 Ergebnisse für alle kreisangehörigen Gemeinden Thüringens bis zum Jahr 2040. Diese Ergebnisse zeigen wie sich eine Bevölkerung unter bestimmten, aus heutiger Sicht plausiblen Annahmen entwickeln würde. Vorausberechnungen dürfen aber nicht als exakte Vorhersagen missverstanden werden. Aus diesem Grund werden alle vorausberechnete Einwohnerzahlen auf ein Vielfaches von 10 gerundet dargestellt. Alle Berechnungen und Veröffentlichungen beziehen sich auf den Gebietsstand zum 31.12.2020.
Vorausberechnungsergebnisse für die kreisfreien Städte und Landkreise Thüringens für den Zeitraum bis 2040 wurden im Rahmen der 2. regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnung (2. rBv) ermittelt und als maßgebliche Planungsgrundlage für Vorhaben mit einem Zeithorizont bis einschließlich 2040 festgelegt. Ergebnisse für alle Landkreise und kreisfreie Städte finden Sie unter dem Stichwort 2. rBv in den Veröffentlichungen und Tabellen des TLS. Die Summen der Gemeindeergebnisse der 1. GemBv weichen von den Kreis- und Landesergebnissen der 2. rBv ab, da in der 1. GemBv ein aktuelleres Basisjahr, ein aktuellerer Referenzzeitraum sowie eine andere Methodik verwendet wurden.
Bei Ergebnissen von Vorausberechnungen handelt es sich um „Wenn-Dann-Aussagen“. Wenn die gesetzten Annahmen eintreffen, dann wird sich die Bevölkerung in der beschriebenen Weise entwickeln. Deshalb ist die Angabe der Annahmen einer Berechnung für die Beurteilung ihrer Qualität unerlässlich. Die Annahmen zur zukünftigen Entwicklung der Komponenten der Bevölkerungsbewegung wurden vorwiegend aus dem Referenzzeitraum 2017 bis 2019 abgeleitet (Sterbefälle 2015 bis 2019). Der Referenzzeitraum dient unter anderem zur Ableitung der Koeffizienten zur Geburtenhäufigkeit, Sterblichkeit und Wanderungsbeteiligung auf Gemeindeebene.
Die Annahmen der 1. GemBv für Thüringen orientieren sich an der 2. rBv und gehen von einem leichten Anstieg der Geburtenrate, des durchschnittlichen Gebäralters und einem weiteren Anstieg der Lebenserwartung aus. Bezüglich der Wanderungen wird für Thüringen von einem positiven Gesamtwanderungssaldo ausgegangen. Dieser resultiert aus dem zunächst hohen, bis 2026 rückläufigen und danach stabilen Wanderungsgewinn mit dem Ausland und dem Rückgang des Binnenwanderungsverlustes von Thüringen in andere Bundesländer. Diese Annahmen wurden anhand der bisherigen Entwicklung auf die einzelnen Gemeinden übertragen.
Detaillierte Ausführungen zur Methodik und den Annahmen der 1. GemBv finden Sie im Aufsatz "Die 1. Gemeindebevölkerungsvorausberechnung für Thüringen bis 2040 - Methodik, Annahmen und Trends" in der Ausgabe März 2021 des Statistischen Monatsheft Thüringen.
Die Hauptursache für die zukünftige Bevölkerungsentwicklung in Thüringen ist der bereits in der bestehenden Altersstruktur angelegte Sterbefallüberschuss.