Hinweise zur Berechnung

Bevölkerungsvorausberechnung: Methodische Herangehensweise

Bei Bevölkerungsvorausberechnungen kommt ein Modell der Komponentenfortschreibung zur Anwendung. Dieses zeigt, wie sich die Bevölkerung und ihr Altersaufbau unter bestimmten Annahmen zu den Wanderungen, Geburten und Sterbefällen für jedes einzelne Vorausberechnungsjahr verändern. Bevölkerungsvorausberechnungen werden für jede Gebietseinheit auf der Grundlage der jeweiligen Altersstruktur durchgeführt.

Für jedes Vorausberechnungsjahr und jeden Altersjahrgang werden getrennt nach Geschlecht zunächst aus der vergangenen Entwicklung und den Annahmen zur zukünftigen Entwicklung Koeffizienten zur Sterbewahrscheinlichkeit, zur Fruchtbarkeit sowie zur Zu- und Fortzugswahrscheinlichkeit berechnet. Hierfür ist eine Mindestzahl an Bewegungen (Geburten, Sterbefällen, Zu- und Fortzügen) erforderlich, sodass kleine Gemeinden zu ähnlichen Geburten- bzw. Sterbetypen zusammengefasst werden müssen.

Anschließend wird – ausgehend von der Basisbevölkerung des Jahres 2024 – jeder Altersjahrgang getrennt nach Geschlecht mit den jeweiligen Koeffizienten multipliziert, woraus sich die vorausberechneten Geburten, Sterbefälle sowie Zu- und Fortzüge für das nächste Vorausberechnungsjahr ergeben. Aus der Summe der einzelnen Altersjahre nach Geschlecht, den Geburten und Zuzügen abzüglich der Sterbefälle und Fortzüge ergibt sich die Einwohnerzahl des jeweiligen Vorausberechnungsjahres. Dieser Vorgang wird bis zum Jahr 2045 wiederholt.

Gemeindebevölkerungsvorausberechnung

Die 2. Gemeindebevölkerungsvorausberechnung (2. GemBv) liefert ausgehend von der Bevölkerung zum 31.12.2024 Ergebnisse für alle kreisangehörigen Gemeinden Thüringens bis zum Jahr 2045. Diese Ergebnisse zeigen wie sich eine Bevölkerung unter bestimmten, aus heutiger Sicht plausiblen Annahmen entwickeln würde. Vorausberechnungen dürfen aber nicht als exakte Vorhersagen missverstanden werden. Aus diesem Grund werden alle vorausberechneten Einwohnerzahlen auf ein Vielfaches von 10 gerundet dargestellt. Alle Berechnungen und Veröffentlichungen beziehen sich auf den Gebietsstand zum 31.12.2024.

Vorausberechnungsergebnisse für die kreisfreien Städte und Landkreise Thüringens für den Zeitraum bis 2045 werden im Rahmen der 4. regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnung (4. rBv) ermittelt und 2026 veröffentlicht.

Annahmen der 2. Gemeindebevölkerungsvorausberechnung

Bei Ergebnissen von Vorausberechnungen handelt es sich um „Wenn-Dann-Aussagen“. Wenn die gesetzten Annahmen eintreffen, dann wird sich die Bevölkerung in der beschriebenen Weise entwickeln. Deshalb ist die Angabe der Annahmen einer Berechnung für die Beurteilung ihrer Qualität unerlässlich. Die Annahmen zur zukünftigen Entwicklung der Komponenten der Bevölkerungsbewegung wurden vorwiegend aus dem Referenzzeitraum 2019 bis 2024 abgeleitet. Der Referenzzeitraum dient unter anderem zur Ableitung der Koeffizienten zur Geburtenhäufigkeit, Sterblichkeit und Wanderungsbeteiligung auf Gemeindeebene.

Die Annahmen der 2. GemBv für Thüringen gehen hinsichtlich der Fertilität für das Jahr 2025 von einem Trend der Entwicklung der Geburtenrate wie im Durchschnitt der Jahre 2021 bis 2024 aus. Danach wird eine Angleichung der Geburtenrate bis 2035 auf das Niveau der Jahre 2021 bis 2024 angenommen. Diese wird anschließend bis zum Jahr 2045 nicht mehr verändert. Zudem wird ein weiterer Anstieg der Lebenserwartung erwartet. Bezüglich der Wanderungen wird für Thüringen von einem positiven Gesamtwanderungssaldo ausgegangen. Dieser resultiert aus einem stabilen Wanderungsgewinn mit dem Ausland und dem Rückgang des Binnenwanderungsverlustes von Thüringen in andere Bundesländer. Diese Annahmen wurden entsprechend der bisherigen Entwicklung auf die einzelnen Gemeinden übertragen.

Bitte beachten:
Das Thüringer Landesamt für Statistik (TLS) weist explizit darauf hin, dass die konkrete Anwendung und Interpretation der Daten dem Nutzer vorbehalten ist. Vor Ort sind spezifische Faktoren (z. B. zukünftig erhöhte Zuzüge durch Ausweisung von Wohnbauflächen, Betriebsansiedlungen oder verstärkte Fortzüge durch fehlende Infrastruktur oder Arbeitsplätze), die einen zusätzlichen Einfluss auf die Bevölkerungsentwicklung haben können, besser bekannt. Diese über die demografische Entwicklung hinausgehenden Faktoren finden bei den Vorausberechnungen für alle Gemeinden Thüringens im TLS keine Berücksichtigung.

Detaillierte Ausführungen zur Methodik und den Annahmen der 2. GemBv werden in dem Aufsatz "Die 2. Gemeindebevölkerungsvorausberechnung für die kreisangehörigen Gemeinden Thüringens bis 2045 - Methodik, Annahmen und Trends" im Statistischen Monatsheft Thüringen veröffentlicht.

Die Hauptursache für die zukünftige Bevölkerungsentwicklung in Thüringen ist der bereits in der bestehenden Altersstruktur angelegte Sterbefallüberschuss.